Landkreis Osterholz
Schulische Bildung im Fokus des kommunalen Bildungsmanagements

Infos zur Kommune: Fläche 144,96 km², Einwohner: 110.976,
Bevölkerungsdichte: 171 Einwohner je km²
Handlungsfeld: Bildungsmanagement, Netzwerke/Kooperationen
Art des Angebotes:
Instrument/Angebot
Kontakt: bildunglandkreis-osterholzde
Weitere Informationen: www.landkreis-osterholz.de

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Die neue Rolle der Kommune im Bildungsmanagement, die über die klassischen Aufgaben der Schulträgerschaft deutlich hinausgeht, ist für die Schulen zunächst ungewohnt. Information, Transparenz und die gezielte Ansprache wichtiger Schulen helfen, diese anfängliche Barriere aufzulösen. Kommunen wiederum müssen verstehen, dass Schulentwicklung nur von innen – durch die Schule selbst – erfolgen kann.“

Dr. Markus Stöckl, Leiter der Geschäftsstelle „Beste Bildung“ beim Landkreis Osterholz

Im Ensemble aller Akteure, die auf die Erziehung und Bildung von Kindern und Jugendlichen einwirken, kommt den Schulen eine Schlüsselstellung zu. Zur Unterstützung der Schulen, zur Schaffung einer gemeinsamen Schullandschaft als Kern einer gemeinsamen Bildungsregion und um die Bildungsqualität der Schulen im Landkreis messbar zu erhöhen, hat der Landkreis Osterholz die Qualitätsinitiative „Beste Bildung“ gestartet.

Beste Bildung ist Ausdruck gemeinschaftlich wahrgenommener Verantwortung durch die Schulen, die Niedersächsische Landesschulbehörde, den Landkreis Osterholz und alle Kommunen im Landkreis. Die Kooperationspartner verpflichten sich dem Ziel, der Verbesserung der Bildungsperspektiven von Kindern und Jugendlichen oberste Priorität einzuräumen. Unabhängig von ihrer Funktion als Schulträger haben sich alle Kommunen im Landkreis Osterholz dazu entschlossen, die „Schule zurück ins Dorf zu holen“.

24 Schulen aus dem Landkreis Osterholz nehmen mittlerweile an der Qualitätsinitiative teil. Beste Bildung repräsentiert damit mehr als die Hälfte der Schulen bzw. der Schüler/innen der Bildungsregion. Freiwillige Zielvereinbarungen zwischen den einzelnen Schulen und Beste Bildung auf Augenhöhe haben Transparenz und Verbindlichkeit der gemeinsamen Arbeit erhöht. Durch Beste Bildung hat die Vernetzung der Schulen eine neue Qualität erreicht: Im Rahmen von Schulnetz­werken und -verbünden sowie in schulübergreifenden Projekten kooperieren die Schulen regional, nach Schulform, an Übergängen oder aufgrund gemeinsamer inhaltlicher Motive mit anderen. Nicht zuletzt schulübergreifende Qualifizierungsmaßnahmen für Schulleitungen und Lehrkräfte haben zu einer Verständigung und Abstimmung der Schulen auf gemeinsame Ziele und Maßnahmen geführt. Komplexe, innovative Projekte, wie die Entwicklung einer „Digitalen Lernlandkarte“, mit deren Realisierung einzelne (auch große) Schulen überfordert wären, konnten initiiert werden. Gastschulen aus anderen Landkreisen bewerben sich inzwischen um die Mitarbeit in diversen Projekten.

Ausschlaggebend für das Engagement des Landkreises Osterholz im Bildungsbereich im Allgemeinen und den Start von Beste Bildung als unbefristeter Qualitätsinitiative mit entsprechenden finanziellen und personellen Ressourcen im Jahr 2010 im Besonderen waren hauptsächlich drei Überlegungen: Zum einen waren es die bekannten Probleme, wie die hohe Zahl der Schulabbrecher, der schwierige Übergang von der Schule in den Beruf oder die Diskussion um die mangelnde Ausbildungsreife der Schüler/innen. Die Identifikation von Bildung als kommunalem Standortfaktor und die Überzeugung, dass die Zersplitterung der Zuständigkeiten und die mangelnde Kooperation im Bildungsbereich am ehesten auf kommunaler Ebene überwunden werden können, waren weitere Beweggründe. Eine dritte Ursache lag in der Erkenntnis, dass Projekte im Bildungsbereich aufgrund ihrer Befristung bei den relevanten Akteuren an Akzeptanz verloren und die Ergebnisse bisheriger Projekte wenig verbindlich blieben. Damit einherging die gemeinsame Überzeugung aller Netzwerkakteure, dass die dauerhafte Einrichtung einer Netzwerkleitstelle mit den entsprechenden Management- und Dienstleistungsfunktionen ein zentrales Erfolgskriterium für ein funktionierendes Netzwerk darstellt.

Die bislang teilnehmenden 24 Schulen sind mit einer/m Vertreter/in pro Schulform in der Lenkungsgruppe Beste Bildung vertreten, die für die strategische Steuerung der Qualitätsinitiative verantwortlich ist; die weiteren Mitglieder der Lenkungsgruppe kommen aus den Kommunen und der Landesschulbehörde. Das operative Geschäft wird von der Geschäftsstelle Beste Bildung wahrgenommen, die mit 1,5 Mitarbeiterstellen ausgestattet ist; dazu kommt eine halbe Stelle im Rahmen einer befristeten Abordnung einer Lehrkraft durch das Land Niedersachsen. Die Geschäftsstelle ist organisatorisch beim Amt für Bildung des Landkreises Osterholz angesiedelt. Zur Unterstützung der teilnehmenden Schulen wurde ein Bildungsfonds gegründet, der vom Landkreis Osterholz, den Kommunen im Landkreis und den teilnehmenden Schulen (1 Euro pro Schüler/in) mit derzeit etwa 33.000 Euro jährlich ausgestattet wird.

Die messbare Verbesserung der schulischen Bildungsqualität ist ein erklärtes Ziel der Qualitätsinitiative. Im Rahmen der Zielvereinbarungen, die jede Schule mit Beste Bildung abschließt, müssen zu jedem Ziel Indikatoren in Form quantitativer oder qualitativer Kennzahlen festgelegt werden, die in jährlichen Meilensteingesprächen sowie zum Ablauf des Zielvereinbarungszeitraumes (drei oder vier Jahre) überprüft werden. Darüber hinaus werden die Abschlussquoten erhoben. Die Ergebnisse der Qualitätsinitiative sind zudem Bestandteil des „Kontrakts 2016“, einer Zielvereinbarung zwischen dem Kreistag und der Verwaltungsspitze des Landkreises Osterholz. Über den Stand der Zielerreichung wird die Politik mindestens jährlich informiert. Darüber hinaus können der Anstieg der teilnehmenden Schulen von elf im Jahr 2010 auf derzeit 24 sowie das Interesse von Schulen aus anderen Landkreisen an einer Mitarbeit als Indikatoren für den Erfolg von Beste Bildung gewertet werden.

Die neue Rolle der Kommune im Kontext des kommu­nalen Bildungsmanagements, die über die klassischen Aufgaben der Schulträgerschaft („äußere Schulange­legenheiten“) deutlich hinausgeht, ist für die Schulen zunächst ungewohnt. Das Erstellen einer Zielvereinbarung sowie eine zusätzliche Evaluation werden anfangs als zusätzliche Arbeitsbelastung wahrgenommen. Gleiches gilt für die geforderte Abstimmung mit anderen Schulen, die vor allem von innovativen und guten Schulen zudem als hinderlich angesehen wird. Information, Transparenz und die gezielte Ansprache wichtiger Schulen helfen, diese anfänglichen Barrieren aufzulösen. Kommunen wiederum müssen verstehen, dass Schulentwicklung nur von innen – durch die Schule selbst – erfolgen kann. Von außen lässt sich dieser Prozess bestenfalls befördern, indem von der Bildungsregion Anreize gesetzt, Unterstützung bereitgestellt und Vorgaben zur Orientierung für die Schulen artikuliert werden.