Newsletter Transferkompakt Juli 2018
Thema: Nationaler Bildungsbericht zeigt: Bildung zahlt sich aus.

Eine koordinierte, gemeinsam gestaltete Steuerung des Bildungssystems durch Länder, Bund und Kommunen zählt zu den übergreifenden Herausforderungen, die die Autorengruppe Bildungsberichterstattung anlässlich der Veröffentlichung des Nationalen Bildungsberichtes 2018 benennt. Ende Juni wurde die siebte Ausgabe des seit 2006 zweijährlich erscheinenden Berichtes „Bildung in Deutschland“ vorgestellt. Der indikatorengestützte Bericht stellt Bildungsprozesse über die gesamte Lebensspanne dar und richtet den Fokus zusätzlich in jeder Ausgabe auf einen thematischen Schwerpunkt. Wir fassen wesentliche Trends zusammen und beleuchten Anknüpfungspunkte zur kommunalen Bildungslandschaft.

Fokus „Wirkungen und Erträge von Bildung“

Die aktuelle Publikation widmet sich im diesjährigen Zusatzkapitel der Frage nach „Wirkungen und Erträgen von Bildung“. Der Bericht verfolgt hierbei zwei Perspektiven, welche die monetären und nicht-monetären Erträge von Bildung darstellen. Auf individueller Ebene sind hierbei eindeutig positive Befunde zu benennen. So wirkt sich Bildung sowohl auf die Integration in den Arbeitsmarkt und in diesem Zusammenhang auf monetäre Aspekte aus, als auch darüber hinaus auf die Gesundheit bzw. gesundheitsbewusstes Verhalten und das Wohlbefinden der Einzelperson.

Deutlich uneinheitlicher ist die Situation dagegen bei der Betrachtung der Wirkungen von Struktur- und Steuerungsmaßnahmen. Positiv hervorzuheben ist hier insbesondere der frühkindliche Bereich bzw. die Ausweitung des Betreuungsangebotes im frühkindlichen Bereich. Damit verbunden ist der Anstieg der Betreuungsquoten, was sich besonders bei längerem Kitabesuch (> 2 Jahre) positiv auf die Kompetenzentwicklung der Kinder auswirkt. Diese Entwicklung wird unterstützt von Effekten der Kitaqualität auf die Kompetenzstände der Kinder. Bei der Betrachtung vergangener Schul- und Hochschulreformen konnten dagegen keine oder nur geringe Effekte erfasst werden. Vor diesem Hintergrund konnten beispielsweise die Erwartungen, die an den Ausbau der Ganztagsschulen geknüpft waren, den Autoren zufolge bisher nicht erfüllt werden.

Weiterentwicklung der Indikatoren

Der Bericht wird in jeder Ausgabe um zusätzliche Indikatoren ergänzt und weiterentwickelt. Ursächlich hierfür sind gesellschaftliche Entwicklungen und Beobachtungen aus dem bisherigen Berichtswesen, die Anlass für weitere und tiefere Analysen gegeben haben. Dies betrifft in der aktuellen Fassung die Betrachtung von Lernumwelten in Schule und Unterricht, die ausführliche Darstellung des Überganges von der Schule in den Beruf sowie die vertiefte Analyse der Situation von Menschen mit Migrationshintergrund im Bildungssystem.

Was bedeuten die Ergebnisse für die Kommunen?

Aus kommunaler Perspektive bildet der Bericht einen interessanten Bezugsrahmen für Entwicklungen und Herausforderungen vor Ort im Abgleich mit einer bundesweiten Perspektive. Der nationale Bildungsbericht ist ein gutes Beispiel für ein Monitoringprodukt mittels dessen Transparenz erzeugt wird und eine inhaltliche Grundlage für Diskussionen und politische Entscheidungen geschaffen werden kann. In diesem Kontext benennt Prof. Maaz, der Sprecher der Autorengruppe Bildungsberichterstattung, im Interview fünf (zum Teil anhaltende) Trends in der deutschen Bildungslandschaft, die durch den Bildungsbericht identifiziert werden konnten:

  1. Zunahme an Bildungsteilnehmer/-innen in den verschiedenen Institutionen des Bildungssystems
  2. Allgemeiner Trend zu höheren Bildungsabschlüssen, ausgenommen von dieser Entwicklung ist der untere Qualifizierungsbereich
  3. Höhere Heterogenität der Teilnehmer/-innen in den Bildungseinrichtungen
  4. Anhaltende soziale Disparitäten im Bildungssystem
  5. Anhaltende regionale Strukturunterschiede der bundesweiten Bildungslandschaft

Die Aufgabe besteht nun darin, den Entwicklungen und zugehörigen Herausforderungen adäquat zu begegnen. Eine höhere Nachfrage an Bildungsangeboten bedingt eine höhere Nachfrage an Fachkräften und Institutionen. Regionale Disparitäten verlangen nach einer besseren Vergleichbarkeit von Bildungsangeboten und zugehöriger Qualitätsmaßstäbe. Und ein Wachsen der Schere zwischen Bildungsgewinnern und -benachteiligten erfordert eine höhere Durchlässigkeit des Bildungssystems und eine genaue Suche nach den Ursachen dieser Entwicklungen. Bildungsmonitoring macht diese Problemlagen sichtbar, veranschaulicht Handlungsbedarfe, schafft Diskussionsanlässe und zeigt somit auch mögliche Entwicklungspotenziale auf.