Landkreis Diepholz
Verzahnung von Integrations- und Bildungsmanagement.

Infos zur Kommune: Fläche 1.988,14 km², Einwohner/-innen: 213.976,
Bevölkerungsdichte: 108 Einwohner/-innen je km²
Handlungsfeld: Migration/Integration, Bildungsmanagement
Art des Angebotes:
 Strukturlösung, Instrument/Angebot
Kontakt: christina.rungediepholzde
Weitere Informationen: www.diepholz.de

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Bildung ist ein wichtiger Standortfaktor und Indikator für die Zukunftsfähigkeit von Kommunen. Im Hinblick auf die Flüchtlingssituation ist der schnelle und gute Spracherwerb die wichtigste Vo- raussetzung für eine gelingende Bildungsbiografie und trägt maßgeblich zum Integrationsprozess bei.“

Cord Bockhop, Landrat des Landkreises Diepholz

Die Leitziele für die Politik und die Verwaltung des Landkreises Diepholz stehen unter der Überschrift „… gut miteinander leben“ und legen unter anderem einen Schwerpunkt in dem Bereich „Bildung, Ausbildung, Beruf“. So engagiert sich der Landkreis in diesen Bereichen deutlich über seinen gesetzlich verankerten Auftrag hinaus. In einem flächenmäßig so großen Landkreis kann dieses nur gelingen, wenn der Landkreis eine Steuerungs- und

Koordinierungsfunktion übernimmt, um unter anderem die Bildungsangebote aller haupt- und zivilgesellschaftlichen Akteure und Akteurinnen besser aufeinander abzustimmen, effizienter und zielgruppenspezifischer zu gestalten und so die Integrationsprozesse im Landkreis nachhaltig zu verbessern.

Der Landkreis hat die Wichtigkeit eines frühzeitigen Spracherwerbs erkannt und bietet Flüchtlingen bereits seit Anfang 2015 ein eigenfinanziertes, niedrigschwelliges und dezentrales Sprachkursangebot. Noch bevor das Land Niedersachsen Mittel für eine Sprachförder­koordinierung zur Verfügung gestellt hat, ist beim Landkreis eine Personalstelle geschaffen worden, welche die diversen Sprachkursangebote unterschiedlicher Träger koordiniert. Ein abgestimmtes Spracherwerbskonzept für nicht mehr schulpflichtige Asylsuchende und Flüchtlinge wurde entwickelt und etabliert, mit monatlichen Abstimmungsgesprächen aller Beteiligten, um möglichst zeitnahe und passgenaue Übergänge zwischen den Spracherwerbsangeboten sicherzustellen. Im Rahmen des vom Landkreis implementierten und regelmäßig tagenden Aktionsbündnisses Integration werden aktuelle Integrationsthemen mit allen zum Thema beitragenden haupt- und ehrenamtlich Tätigen erörtert, Handlungsabläufe und Verantwortlichkeiten definiert. Verwaltungsintern gibt es die monatlich tagende fachdienst- und fachbereichsübergreifende Abstimmungsrunde „Aktions­plan Integration“. Diese sichert den Informationsfluss zwischen den Fachdiensten (unter anderem Jugend, Soziales, Gesundheit, Ordnung, Schule, Wirtschaft), aktuelle Entwicklungen auf Bundes- und Landesebene können so schnell beurteilt und gegebenenfalls auf Landkreis­ebene umgesetzt werden.

Der Landkreis hat dem Thema Bildung schon mit Beginn der strategischen Zielplanung im Jahre 2003 einen hohen Stellenwert eingeräumt und dabei auch besondere Bevölkerungsgruppen wie Menschen mit Migrationshintergrund in den Blick genommen. Mit dem Thema Bildung befassen sich verschiedene Fachdienste, die verschiedenen Fachbereichen zugeordnet sind und das Thema aus den unterschiedlichsten Blickrichtungen bearbeiten und unterschiedliche Zielgruppen im Fokus haben, aber auch unterschiedliche methodische Ansätze verfolgen. Der FD (19) Gleichstellung, Inklusion und Prävention hat vielfältige Berührungspunkte und Kooperationen mit allen anderen im Bildungsbereich tätigen Fachdiensten, sodass die Übertragung der gewünschten Steuerung, Konzeptio- nierung und Koordinierung von Bildungs- und Integrationsangeboten in diesem Fachdienst vollzogen wurde.

Der Landkreis behandelt das Thema Integration/Migration als Querschnittsthema und hat dem FD (19) Gleichstellung, Inklusion und Prävention dafür eine koordinierende und vernetzende Funktion übertragen und ganz bewusst die Koordinierungsstelle Migration und Teilhabe sowie die Bildungskoordinatorin für Neuzugewanderte hier angesiedelt. Mithilfe des Bundesprogrammes „Kommunale Koordinierung der Bildungsangebote für Neuzugewanderte“ wird eine noch engere Verzahnung und Zusammenarbeit der Akteurinnen und Akteure verwaltungsintern wie extern umgesetzt. Neben einer Zusammenarbeit mit dem Bildungsbüro hat sich auch eine enge Kooperation mit der Volkshochschule und der dort ansässigen Koordinatorin der bildungsträgerübergreifenden Kooperation im Bereich der Flüchtlingskurse bewährt. Als nächsten Schritt und in Abstimmung mit dem Bildungsbüro sollen Kinder und Jugendliche mit Fluchtgeschichte in den Fokus genommen, Schnittstellen benannt und Übergänge (Kita/Schule, Schule/Schule, Schule/Beruf) eventuell neu gestaltet werden.

Die politischen Gremien des Landkreises befassen sich in regelmäßigen Abständen mit den Themen Bildung und Integration, begleitet durch eine entsprechende Presseberichtserstattung. Durch die regelmäßigen Veranstaltungen, wie dem Aktionsbündnis Integration, gibt es einen regen thematischen Austausch mit und in die Kommunen hinein, mit haupt- wie ehrenamtlich Tätigen. Entscheidungswege und Zuständigkeiten im komplexen Integrationsthema sind inzwischen bekannter geworden und Kooperationen etabliert.

Bildung und Integration sind Themen, die nur im vertrauensvollen Zusammenwirken vieler Beteiligter gelingend gestaltet werden können. Eine solche vertrauensvolle Zusammenarbeit war nicht immer überall gegeben. Mit den monatlichen trägerübergreifenden Abstimmungsgesprächen im Rahmen des abgestimmten Spracherwerbskonzept konnte jedoch ein Vertrauensverhältnis aufgebaut werden, welches ein effizientes Übergabemanagement ermöglicht. Neben dem gesetzlichen Rahmen braucht es den Willen aller Beteiligter den eigenen Wirkungsrahmen in den Gesamtprozess einzubringen, gestützt durch eine verlässliche, übergeordnete und gegebenenfalls vermittelnde Koordination. Diese Rolle wird vom Landkreis im Sinne seines Leitmotivs „… gut miteinander leben“ wahrgenommen.