Landkreis Emsland
Kooperation von Kommune mit freien Trägern in einer Bildungsregion.

Infos zur Kommune: Fläche 2.881,4 km², Einwohner: 315.757,
Bevölkerungsdichte: 110 Einwohner je km²
Handlungsfeld: Netzwerk/Kooperation, Bildungsmanagement, Förderprogramme
Art des Angebotes:
Strukturlösung
Kontakt: joerg.vollbrechtemslandde
Weitere Informationen: www.bildungsregion-emsland.de

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Der Landkreis Emsland und die Partner sind dazu bereit, den eingeschlagenen Weg in der Bildungsregion Emsland weiterzugehen und so dem demografischen Wandel und dem Fachkräftemangel aktiv zu begegnen. Denn wir sind davon überzeugt: Investitionen in die Bildung zahlen sich aus. Für jeden persönlich, aber auch für den Erfolg und die Zukunftsfähigkeit der ganzen Region.“ 

Reinhard Winter, Landrat des ­Landkreises Emsland

Hinter dem Landkreis Emsland liegt ein tiefgreifender Strukturwandel – einst landwirtschaftlich geprägt, gibt es heute einen Branchenmix aus Industrie, Dienstleistung, Handwerk, Handel und Fremdenverkehr. Die Arbeitslosenquote beträgt aktuell drei Prozent, die Unterbeschäftigungsquote fünf Prozent (Stand 12/2015). Diese gute Entwicklung fußt auch auf einer zukunftsweisenden Bildungspolitik. Der Landkreis Emsland ist einer der Vorreiter bei der Vernetzung von Bildungsträgern und dem Ausbau kommunaler Bildungslandschaften. 

Die Bildungsregion Emsland – 2005 gegründet – ist eine der ältesten Bildungsregionen Deutschlands. Gemeinsam mit dem Land Niedersachsen wurden im Lauf der Jahre die für Bildung relevanten Akteure immer besser vernetzt – von den Kindertagesstätten über die Schulen bis zu den Stätten der Erwachsenenbildung und der Wirtschaft.

Der Erfolg dieses Ansatzes ist messbar: 68 Prozent der 107 Schulen, die von 2005 bis 2009 im Rahmen der Bildungsregion an dem Pilotprojekt „Eigenverantwortliche Schule“ teilgenommen haben, wurde eine im Vergleich zum Landesdurchschnitt signifikant höhere Schul- und Unterrichtsqualität attestiert. 36,6 Prozent der niedersächsischen Schulen, die bei der ersten Schulinspektion überragende Ergebnisse im Niveaubereich von 85 Prozent erzielt haben und überdurchschnittliche gute Schulabschlussquoten vorweisen können, befinden sich in der Bildungsregion Emsland. Auch erste Ergebnisse einzelner Schulen in der aktuell neuen zweiten Schulinspektionen bestätigen diesen Trend. Der Landkreis Emsland versteht diesen Erfolg als Ansporn, die Bildungsregion Emsland mit Unterstützung des Landes Niedersachsen weiter auszubauen. So sind mittlerweile 162 von 173 Schulen und 123 von 139 Kindertagesstätten im Emsland auch Mitglied in der Bildungsregion. Sie alle vernetzen sich, tauschen sich aus und arbeiten immer enger zusammen. Bisher sind vierzehn Schulverbünde entstanden, die sich immer mehr zu regionalen Bildungsverbünden entwi­ckeln. Ein Beispiel ist die „Bildungslandschaft Obenende“ in Papenburg. Hier gibt es eine enge Kooperation zwischen Kitas, Grund- und weiterführenden Schulen, der Erwachsenenbildung und Einrichtungen der stationären, teilstationären und ambulanten Jugendhilfe.

Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, der Migration und der Anforderungen aufgrund der zunehmenden Technisierung und Digitalisierung ist die Umsetzung des Konzeptes vom Lernen im Lebenslauf ein grundsätzliches Ziel des Netzwerkes Bildungsregion Emsland. Der Bildungsbegriff ist dabei also nicht allein auf Schule und Ausbildung beschränkt. Damit die Inte­gration in das Bildungssystem, in die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt gelingt, bedarf es einer möglichst intensiven und nachhaltigen Förderung. Das gilt für Einheimische wie – gerade im Hinblick auf die aktuellen Herausforderungen – auch für Zugewanderte.

Der Landkreis Emsland fördert die Weiterentwicklung der Bildungsregion Emsland – ideell und finanziell. Auch die freien Träger – im Emsland insbesondere die katholische Kirche – und die Kommunen engagieren sich. Für die Mitgliedseinrichtungen zahlen sie alle in einen Bildungsfonds ein: Das ist ein Euro für jedes Kind, jede Schülerin, jeden Schüler. Dieser Regionale Bildungsfonds fördert einrichtungsübergreifende Fortbildungen und viele Veranstaltungen der Bildungsregion Emsland. Dabei versteht sich der Landkreis als Multiplikator guter Ideen im Sinne eines breiten Fortbildungsangebotes für das Fachpersonal in den Bildungseinrichtungen. Das stärkt die trägerübergreifende Kooperation in den Schulverbünden und kommunalen Bildungslandschaften – und so gelingen im Emsland fließende Übergänge beispielsweise von den Kitas in die Schulen: Abschlüsse werden so zu Anschlüssen.

Wie erfolgreich die Aktivität der Bildungsregion Emsland ist, zeigt etwa das Beispiel des trägerübergreifenden Arbeitskreises „Qualitätsentwicklung in Kitas“. Dem Gremium gehören neben kommunalen auch Vertreter der freien Träger und des Niedersächsischen Institutes für frühkindliche Bildung und Entwicklung (Nifbe) an. Gemeinsam wurde ein trägerübergreifendes Konzept für Qualitätsstandards in Kitas in der Bildungsregion entwi­ckelt. Dadurch gilt für alle Kitas der Bildungsregion ein einheitlicher Mindeststandard – egal, ob der Träger kommunal, kirchlich, ein Wohlfahrtsverband oder ein privatwirtschaftlicher ist. Ein solches Konzept in der frühkindlichen Bildung ist landesweit nahezu einzigartig. Eltern und Kinder profitieren davon – auch durch einheitliche Beiträge.

Die Arbeit der Bildungsregion bedarf der Koordination. Zuständig dafür ist die Geschäftsstelle der Bildungsregion Emsland mit dem Bildungsbüro, das seinen Sitz im Meppener Kreishaus hat. Die unmittelbare Anbindung an den Fachbereich Bildung macht die Kommunikation mit der Verwaltung einfach. Seit 2005 unterstützt das Land Niedersachsen diese Arbeit, indem es eine Lehrkraft als Bildungskoordinator an den Landkreis abordnet, die das Bildungsbüro leitet. Hier wird die Vernetzung innerhalb der Bildungsregion vorangetrieben, programmatisch gearbeitet bzw. die Arbeit der Arbeitskreise federführend begleitet. Die Arbeitskreise agieren selbstständig und berichten an die Regionale Steuergruppe. Ein Schwerpunkt der vergangenen Jahre war und ist die schulische und vorschulische Bildung. Als Nächstes stehen die persönliche und kulturelle Bildung auf der Agenda: Viele weitere Institutionen dieser Bildungsbereiche wollen Mitglied in der Bildungsregion werden. Damit erweitert sich das Netzwerk der Bildungsregion maßgeblich unter dem Gesichtspunkt des lebenslangen Lernens. Reibungslos läuft der Vernetzungsprozess nicht immer. Gegen etwaige Befindlichkeiten zwischen den Ak­teuren helfen Sachlichkeit und die Einigung auf ein gemeinsames Bildungsverständnis in dem Bewusstsein, nur gemeinsam wirklich erfolgreich zu sein. Denn, so Landrat Reinhard Winter: „Unser Kapital ist Bildung.“