Landkreis Heidekreis
Kooperation - Erstellen und Umsetzen eines "Masterplans Bildung".

Infos zur Kommune: Fläche 1.873,5 km², Einwohner: 136.200,
Bevölkerungsdichte: 73 Einwohner je km²
Handlungsfeld: Netzwerk/Kooperation, Bildungsmanagement, Bildungsmonitoring
Art des Angebotes:
Strukturlösung
Kontakt: j.haarstickheidekreisde
Weitere Informationen: www.bildungsbuero-heidekreis.de

Praxis-Beispiel als PDF-Datei

Eine ideelle Unterstützung durch politische und verwaltungsseitige Einigkeit sowie klare Beschlussvorlagen sind äußerst förderlich für einen wirksamen Prozess zur abgestimmten Bildungsplanung.“

Jürgen Haarstick, Leiter der Stabsstelle Schulverwaltung und Bildung, ÖPNV im Landkreis Heidekreis

Bereits vor seiner Beteiligung am Programm „Lernen vor Ort“ gab es im Heidekreis Planungsinstrumente für Bildungsbereiche wie Kita-Bedarfsplanung und Schul­entwicklungsplanung. Mit dem dann neu eingeführten „Masterplan Bildung“ verfolgte der Heidekreis jedoch einen integrierten Gesamtansatz zur Gestaltung der Bildungslandschaft. 

Hierfür treffen die Bildungsverantwortlichen bereichsübergreifend und über Zuständigkeitsgrenzen hinweg auf fundierter Datengrundlage Absprachen und entwickeln gemeinsam Maßnahmen. In mehreren Schritten wurde der Masterplan umgesetzt, um ein breites Verständnis für Qualitätsentwicklung in regionalen Bildungsinstitution zu erreichen.

Durch das planvolle, strukturierte Vorgehen konnten zahlreiche Bildungsakteure bereits in der ersten Phase der Strategieentwicklung an einen Tisch gebracht werden. Über 100 Personen nahmen an Fachforen teil, in denen regionale Akteure Handlungsempfehlungen entwickelten. Darauf aufbauend wurde mit Politik, Verwaltung und gesellschaftlichen Akteuren in einem zweiten Schritt ein Leitbild für die Bildungslandschaft Heidekreis entwickelt. Eine „Strategiegruppe Bildung“ mit 17 Mitgliedern wurde als Beirat des Kreistages unter Vorsitz des Landrates etabliert. Beteiligt waren außerdem Städte und Gemeinden, die Niedersächsische Landesschulbehörde, Kindertagesstätten, Schulen, Kreiselternrat, Volks­hochschule Heidekreis gGmbh, Agentur für Arbeit, Industrie- und Handelskammer, Kreishandwerkerschaft und Stiftungen. Das entwickelte Leitbild wurde von Städten und Gemeinden sowie zahlreichen Schulen unterzeichnet. Der „Masterplan Bildung“ wurde auf der Bildungskonferenz der Fachöffentlichkeit vorgestellt. So konnte ihr gegenüber eine größtmögliche Transparenz erreicht werden. Nach dem Beschluss des Kreistages für den „Masterplan Bildung“ mit neuen strategischen Maßnahmen begann die Umsetzung. Beispielsweise wurde eine Schulleiterklausurtagung etabliert. Erstes Ergebnis waren örtliche Abstimmungsrunden zur Zusammensetzung von Klassen und der Verwendung einheitlicher „Übergangsbögen“. Das Bildungsbüro steuerte die dazu notwendigen Kommunikationsprozesse, wertete steuerungsrelevante Daten aus und ihm oblag ein professionelles Sitzungsmanagement. 

Vorteilhaft war die Mitnahme der landkreisinternen Fachbereiche bei der inhaltlichen Vorbereitung der ­strategischen Maßnahmen in einer „Steuerungsgruppe Bildung“ sowie der gesellschaftlichen Akteure innerhalb der „Strategiegruppe Bildung“, die den Weg begleiten und die Entscheidungen treffen. Da die Strategiegruppe als Beirat des Kreistages installiert wurde, hat sie eine klare Verortung in den kommunalen Entscheidungs­abläufen. Zur Etablierung des Prozesses „Masterplan Bildung“ waren mindestens 1,5 Stellen (Bildungsmoni­toring, Bildungsmanagement) zu veranschlagen. Von der Leitbild­entwicklung im Mai 2011 bis zum Beschluss der ersten Version des „Masterplans Bildung“ im Kreistag vergingen zweieinhalb Jahre.

Nach Ende der Projektlaufzeit von „Lernen vor Ort“ ging das Bildungsbüro mit den weiterhin bestehenden Funktionen Bildungsmanagement und Bildungsmonitoring in der Stabsstelle Schulverwaltung und Bildung, ÖPNV auf. Die Aufgaben des Bildungsmonitorings und des Bildungsmanagements werden weiterhin mit 1,5 Mitarbeiterstellen wahrgenommen. Zusätzlich ist im Rahmen der Bildungsregionen des Landes Niedersachsen eine Bildungskoordinatorin tätig. Die Strategiegruppe tagt weiterhin regelmäßig. Ziel und Herausforderung ihrer Arbeit ist es nun, die strategischen Maßnahmen der ersten Version des „Masterplans Bildung“ auf ihre Wirksamkeit zu untersuchen und daraufhin weitere Schritte für die Fortschreibung des Masterplans abzuleiten. 

Als zentrale Meilensteine bilden die seit 2007 stattfindenden Bildungskonferenzen Fixpunkte zur breiten Diskussion von Planungen und Ergebnissen. Im Rahmen dieser wird Transparenz geschaffen und der direkte Austausch mit Bildungsakteuren gesucht, um Reflexionen zu erhalten und Prozesse zielgruppengerecht zu optimieren. Der Gesamtprozess des Weges zu einer Bildungslandschaft im Heidekreis wurde Ende 2015 in der Broschüre „Der Weg zur Bildungslandschaft Heidekreis“ detailliert dargestellt, die Interessierte bei der Stabsstelle Schulverwaltung und Bildung, ÖPNV anfordern können. Diese bildet neben „Lernen vor Ort“ auch weitere Förderprogrammatiken ab, die zum Aufbau der Kooperationsbeziehungen im Heidekreis beigetragen haben.

Eine enge Zusammenarbeit von Beginn an, schon mit der ersten Planung einer möglichen Bildungslandschaft, ist sehr förderlich. Nur so können alle Akteure frühzeitig eingebunden werden und ihre Wünsche, Kompetenzen und Ressourcen miteinbringen. Darüber hinaus braucht es eine gute personelle und finanzielle Ausstattung, zum Beispiel durch Förderprogramme auf Landes- oder Bundesseite. Ohne die fachliche Begleitung durch „Lernen vor Ort“ wäre ein solches Unterfangen nicht so erfolgreich umsetzbar gewesen. Schließlich sind eine ideelle Unterstützung durch politische und verwaltungsseitige Einigkeit sowie klare Beschlusslagen äußerst förderlich für den Außenauftritt und die innere Motivation für alle Beteiligten, bei der Entwicklung am Ball zu bleiben. Es braucht einen langen Atem, um die Aufgabe zielführend umsetzen zu können. Schwierig für das öffentliche Bild ist es, dass ein solcher Prozess langfristig zu verstehen ist und keine kurzfristigen Erfolge oder Veränderungen hervorbringen kann. Dies bedeutet auch, den Prozess ständig erklären zu müssen und mit allen Ak­teuren abzustimmen.