Landkreis Osterode am Harz
Dauerhafte Einrichtung Koordinierungsstelle am Übergang Bildung-Beruf.

Infos zur Kommune: Fläche 635,99 km², Einwohner: 74.367,
Bevölkerungsdichte: 116,9 Einwohner je km²
Handlungsfeld: Netzwerk/Kooperation, Bildungsmanagement
Art des Angebotes:
Strukturlösung
Kontakt: julia.koblitzlandkreis-osterodede
Weitere Informationen: www.bildung-beruf-oha.de

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Damit Kooperation gelingt, empfehlen wir, immer wieder aufs Neue Erwartungen, Arbeitsweisen und Eigeninteressen der Partner abzugleichen. Alle Netz­werkpartner sollten regelmäßig miteinbezogen werden, um die Akzep­tanz und den Realisierungsgrad der ge­planten Maßnahmen zu erhöhen. Förderlich ist außerdem ein langfristiger Beziehungs­aufbau durch personelle Kontinuität.“ 

Julia Koblitz, Leiterin der Koordinierungsstelle Bildung-Beruf im Landkreis Osterode am Harz

Rund um die Weiterentwicklung und Optimierung des Bildungs- und Übergangssystems gibt es im Landkreis Osterode am Harz seit vielen Jahren zahlreiche Aktivitäten. Die Notwendigkeit einer landkreisweiten Strategie zur Gestaltung dieses Systems wurde als ein Aspekt für die Zukunftsfähigkeit der Region erkannt und mit der Vereinbarung eines kommunalen Rahmenkonzeptes aktiv begegnet. In diesem Kontext wurde die Koordinierungsstelle Bildung-Beruf eingerichtet, die in Form eines Hauptsachgebietes beim Ersten Kreisrat angesiedelt ist. 

Sie ist zuständig für den gesamten Bereich des Überganges Bildung zu Beruf und versteht sich als Interessensvertretung für alle beteiligten Akteure, die den Übergangsbereich von der Schule in das Erwerbsleben im Landkreis gestalten. So bringt die Koordinierungsstelle Akteure am Übergang Bildung-Beruf zusammen und erarbeitet mit ihnen gemeinsam Mindeststandards. Dies führt zur Verbesserung des Übergangsprozesses von Schulabgängern sowie zur Vermeidung von Angebotsredundanzen, wodurch wiederum die Region gestärkt wird.

Durch eine beim Landkreis angesiedelte Organisations­einheit kann die Vernetzung von relevanten Akteuren am Übergang Bildung-Beruf koordiniert und damit eine strukturierte, nachhaltige und transparente Übergangslandschaft geschaffen werden. Diese hat die Aufgabe, die Vernetzung und systematische Kooperation aller Ak­teure am Übergang Bildung-Beruf im Interesse besserer Lern-, Lebens- und Arbeitschancen aller Jugend­lichen zu unterstützen.

Im Rahmen einer Programmförderung wurde 2008 eine Stelle eingerichtet und durch die Teilnahme an einem weiteren Förderprogramm ausgebaut. An der Implementierung waren die politische Spitze und die Koordinierungsstelle selbst beteiligt. Durch die Identifikation des Landrates mit dem Thema und eine entsprechende Verortung innerhalb des Organigramms kommunaler Entscheidungsstrukturen, die die Koordinierungsstelle handlungsfähig machen, konnte über den hohen Einsatz der Mitarbeiter/-innen eine Nachhaltigkeit um die hohe Bedeutsamkeit des Themas erzielt werden. Ressourcen konnten durch die Förderprogramme bereitgestellt werden, sodass zunächst vier Mitarbeiter/-innen finanziert wurden. Die Planung fand vorerst auf Basis der Programmlaufzeit statt, von 2011 bis 2013 wurde die Koordinierungsstelle als Abteilung in die Stabsstelle Bildung, Wirtschaft und Regionalplanung implementiert, 2013 erfolgte der Kreistagsbeschluss zur Verstetigung. 

Die Koordinierungsstelle wurde erfolgreich in Form ­eines Hauptsachgebietes verstetigt, das beim Ersten Kreisrat angesiedelt ist. Sie ist mit einer Steuerungsgruppe und einem Beirat verbunden. Diese partizipative Gremienstruktur hat strategische Entscheidungskompetenz. Steuerkreis und Beirat mit ca. 20 Leitungspersonen treffen sich ca. zweimal jährlich. Arbeitsgruppen mit Vertreter/-innen der operativen Ebene erarbeiten thematische Schwerpunkte. Beteiligte Akteure sind Vertreter/-innen aus allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen, Politik, kommunaler Verwaltung und Wirtschaft sowie Gewerkschaften und Verbänden, Kammern, freien Trägern, Agentur für Arbeit, Jobcenter, Städten und Gemeinden sowie der Niedersächsischen Landesschulbehörde. Aktuell ist die Stabsstelle mit zwei Stellen besetzt. Intern und extern ist die Koordinierungsstelle be- und anerkannt.

Die Grundlage für den Erfolg bildeten zunächst die Annahme der Verantwortung für eine pro-aktive Gestaltung des regionalen Übergangsmanagements aus Sicht der Kommune und die Gewinnung von Akteuren im Übergangssystem für ein gemeinsames Handeln. In der Vergangenheit ist es gelungen, ein arbeitsfähiges Netz­werk aufzubauen. Die Koordinierungsstelle Bildung-Beruf konnte sich als zentrale Anlaufstelle für alle Ak­teure im Übergangsbereich regional und überregional positionieren. Unter ihrer Federführung konnte schließlich eine lokale Verantwortungsgemeinschaft geschaffen werden, die gemeinsam Schnittstellen definiert sowie abgestimmte Handlungsstandards entwickelt, deren Um­setzung fördert und auf ihre Wirksamkeit achtet. So existiert ein Handlungsstandard und Praxisleitfaden für den Übergang Bildung-Beruf im Landkreis Osterode am Harz, der als Grundlage dient, um innerhalb der lokalen Verantwortungsgemeinschaft die notwendigen Optimierungsprozesse im gesamten Übergangssystem voranzutreiben.

Die Unterstützung durch die politische Spitze erhöhte die Akzeptanz, gerade in der Aufbauphase. Zur Überzeugung der Verwaltung trugen ebenfalls Zahlen, Daten, Fakten bei. Gremien müssen mit Handlungskompetenz ausgestattet sein. Von zentraler Bedeutung ist insbesondere die Kontinuität der personellen Besetzung, die den notwendigen Beziehungsaufbau sicherstellt. Eine räumliche Nähe zu wirtschaftsnahen Organisationen erhöht die Kooperationsmöglichkeiten. Weiterhin förderlich waren der verbindliche Zusammenschluss aller Akteure am Übergang Bildung-Beruf auf Grundlage einer Kooperationsvereinbarung mit klaren Zielformulierungen sowie das regelmäßige Abgleichen der Erwartungen, Arbeitsweisen und Eigeninteressen aller Partner. Gehemmt wurde die Zusammenarbeit durch unterschied­liche Arbeits- und Unternehmenskulturen bei den Beteiligten, ebenso wie durch gewisse Vorgaben, zum Beispiel im Rahmen der Förderprogrammatiken. Grundsätzlich ist die Darstellung einer erfolgreichen Gestaltung des regionalen Übergangsmanagements eine schwierige Auf­gabe. Kontinuität, Komplexität sowie Kleinstufigkeit der Prozessgestaltung im Allgemeinen sind nur drei Aspekte einer Vielzahl von Gelingensfaktoren.