Landkreis Osnabrück/regionaler Stiftungsverbund
Impulse für die Bildungslandschaft – Die Rolle der Stiftungen

Infos zur Kommune: Fläche 2.121,59 km², Einwohner: 351.436,
Bevölkerungsdichte: 165 Einwohner je km²
Handlungsfeld: Bildungsmanagement, Netzwerk/Kooperation
Art des Angebotes:
Strukturlösung
Kontakt: katja.hinnerslkosde bildungsbuerokreis-nide
Weitere Informationen: www.landkreis-osnabrueck.de

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Natürlich gibt es auf beiden Seiten immer auch eigene Interessen, die verfolgt werden. Durch die gemeinsame Philosophie des datenbasierten Bildungsmanagements konnte allerdings ein Fundament geschaffen werden, das den Kooperationsprozess sehr befördert hat.“

Dr. Michael Lübbersmann, Landrat des Landkreises Osnabrück

Der Landkreis Osnabrück wurde im Rahmen des Programms „Lernen vor Ort“ (LvO) bei der Entwicklung eines kohärenten Bildungsmanagement seit 2009 von fünf örtlich aktiven Bildungsstiftungen unterstützt. Neben der Entwicklung gemeinsamer Bildungsvorhaben und finanzieller Förderung von verschiedensten Bildungsprojekten ist mit dem regionalen Stiftungsverbund ein Kooperationsgremium zwischen dem Landkreis und den Stiftungen,

entstanden, das das gemeinsame Ziel eines besser abgestimmten Bildungsmanagements hat. Der Verbund wurde nach Ende von LvO verstetigt und ist fester Bestandteil der Gremienstruktur des kommunalen Bildungsmanagements.

Durch die systematische Zusammenarbeit mit fünf regionalen Bildungsstiftungen werden der Austausch gefördert und das Verständnis für die jeweilige „Arbeitsphilosophie“ gestärkt. Auf der strategischen Ebene gelingt es, sowohl die Stiftungs- und Förderpolitik als auch die bildungspolitischen Vorhaben des Landkreises stärker an den Strukturbedarfen des regionalen Bildungssystems auszurichten. Seitens der Stiftungen besteht der Vorteil der Zusammenarbeit darin, einen Überblick über kommunale Bildungslandschaften und eine Einschätzung zu den Handlungs- und Förderbedarfen im Bildungsbereich zu erhalten. Für die Kommune besteht ein konkreter Vorteil darin, innovative Modellvorhaben umsetzen und evaluieren zu können, die aufgrund eines nicht planbaren Endergebnisses nur schwer gegenüber Politik verkauft werden können. Es erfolgen ein kontinuierlicher Erfahrungstransfer sowie die Verstärkung der Zusammenarbeit bei themengleichen Projekten. Neben der finanziellen Förderung geht es verstärkt um die Expertise der Stiftungen. So konnte zusammen ein ganzes System an Erziehungsunterstützung auf den Weg gebracht werden. Hierzu gehören „Fit für den Start“, Familienhebammen, Babybesuchsdienst, Familienzentren, „Offene Cafés“, Programm „Familie und Nachbarschaft“ (FuN), QM in Kitas. Auch in den Bereichen Sprachbildung/Sprachförderung und MINT-Bildung entstanden gemeinsame Angebote.

Das Programm LvO sah beim Aufbau eines datenbasierten kommunalen Bildungsmanagements eine Kooperation der teilnehmenden kreisfreien Städte und Landkreise mit Stiftungen vor. Vor diesem Hintergrund ist der Landkreis auf die regionalen Bildungsstiftungen zugegangen. Die Stiftungen haben die Vorteile schnell erkannt. Denn ihre Kooperation mit der Kommune aber auch untereinander steigert die Effektivität im Bildungssektor. Somit konnte der Stiftungsverbund als funktionierendes Gremium etabliert werden.

Der regionale Stiftungsverbund ist auch nach dem Ende von LvO fester Bestandteil der Gremienstruktur des kommunalen Bildungsmanagements. Unter Vorsitz des Land­rates tagt das Gremium drei- bis viermal jährlich. Die Organisation und Koordination erfolgt über das Referat für Strategische Planung, das als Stabsstelle direkt dem Landrat zugeordnet und für die gesamte Gremienarbeit im Bildungsbereich zuständig ist. Neben dem Erfahrungs­austausch und der Abstimmung über Fördermöglichkeiten wird der Stiftungsverbund in die strategischen Schwerpunktdiskussionen beim Thema Bildung aktiv eingebunden. Einmal jährlich findet dazu ein Strategieworkshop statt, in dem die datenbasiert ermittelten strategischen Bildungsschwerpunkte des Landkreises den Schwerpunkten der Stiftungen gegenübergestellt, Schnittmengen und gemeinsame Themen identifiziert und somit eine Basis für die passgenaue Entwicklung und Umsetzung von Bildungsvorhaben geschaffen werden. Zudem ist der Stiftungsverbund als Mitglied der Kooperationskonferenz Bildung aktiv in die weitere Beteiligungsstruktur des kommunalen Bildungsmanagements eingebunden.

Der Erfolg des Stiftungsverbundes zeigt sich zunächst einmal darin, dass sich das Gremium über die Dauer eines Förderprogramms hinaus etabliert hat. Er zeigt sich aber auch an den verschiedenen Vorhaben, die gemeinsam auf den Weg gebracht worden sind. Durch die Zusammenarbeit konnten die Ressourcen optimal genutzt und die Effektivität der eingesetzten Mittel gestärkt werden. Die Stiftungen haben verschiedene Vorhaben darüber hinaus auch durch die Finanzierung von Evalu­ationen, wie die der Familienhebammen, der „Offenen Cafés“ oder der Familienzentren, begleitet, was für eine mögliche nachhaltige Etablierung von Maßnahmen von großer Bedeutung ist. Letztlich ist es durch die systematische Zusammenarbeit und Kooperation auf Augenhöhe gelungen, dass die Stiftungen als wichtige Bildungspartner bei Planungsprozessen des Landkreises unmittelbar mitgedacht werden. Dabei steht neben der finanziellen Unterstützung die fachliche Expertise der Stiftungen durch die Erfahrung mit der Entwicklung und Umsetzung von Bildungsprojekten im Vordergrund.

Förderlich war, dass das Programm LvO die Zusammenarbeit von Kommunen und Stiftungen vorgesehen und der nationale Stiftungsverbund die Stiftungen regelmäßig zur Kooperation ermutigt hat. Das kann aber lediglich den ersten Impuls geben. Es braucht ein hohes Maß an Kontinuität in den Zusammenkünften, Verständnis für unterschiedliche Sichtweisen, die Identifikation mit gemeinsam entwickelten und umgesetzten Vorhaben und die Ansiedlung eines solchen Gremiums bei der Verwaltungsspitze der Kommune. Die Tatsache, dass der Land­rat das Thema zur Chefsache erklärt hat, war ein sicht­bares Zeichen für die Stiftungen, dass die Kooperation einen hohen Stellenwert hat. In der konkreten Zusammenarbeit war es förderlich, sich auf Schwerpunkte festzulegen und gemeinsame Ziele zu verfolgen. Als funk­tionierendes Instrument hat sich der jährliche Strategieworkshop mit den Stiftungen bewährt, der sich an den Strategiekreisläufen des Landkreises orientiert. Eine große Herausforderung stellt die unterschiedliche Organisationslogik von Kommunen und Stiftungen dar. Hier bedarf es viel Zeit, um wechselseitig ein Verständnis für die jeweilige Organisation und Arbeitsweise zu entwickeln.