Stadt Nürnberg
Kooperation der kommunalen Politikfelder Bildung und Integration.

Infos zur Kommune: Fläche 186,46 km², Einwohner: 526.920,
Bevölkerungsdichte: 2.826 Einwohner je km²
Handlungsfeld: Migration/Integration, Bildungsmanagement
Art des Angebotes:
 Strukturlösung
Kontakt: elisabeth.riesstadt.nuernbergde
Weitere Informationen: www.integration.nuernberg.de
www.bildungsbuero.nuernberg.de

Praxis-Beispiel als PDF-Datei

Damit die Vielfalt unserer Stadtgesellschaft einhergeht mit gerechten Chancen für alle, brauchen wir eine konsequente interkulturelle Öffnung und, noch mehr als bisher, Bildung – für jede und jeden, nach den individuellen Fähigkeiten und Wünschen.“  

Dr. Ulrich Maly, Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg

In Nürnberg haben viele Menschen aus der ganzen Welt eine neue Heimat gefunden. Viele von ihnen sind geblieben und zu einem wichtigen Teil der Stadtgesellschaft geworden. Die Stadt bekannte sich früh dazu, dass die ausländischen Bürger/-innen gleichberechtigter Teil der Nürnberger Bürgerschaft und ihnen Chancen zu eröffnen seien, an allen städtischen Angeboten und Leistungen teilzuhaben.

Bildung wurde als Schlüssel zur Integration aufgefasst. Mit Einrichtung einer Koordinierungsgruppe Integration und der verbesserten Abstimmung der Gremien und Verwaltungsressorts für Bildung und Integration hat die Stadt Nürnberg bei ihrer Integrationspolitik wesentliche Fortschritte erzielt.

So wie der Umgang mit Vielfalt in einer sich wandelnden Stadtgesellschaft sind auch die Gestaltung der kommunalen Bildungslandschaft und die Herstellung von gerechten Zugängen zu Bildung wichtige Zukunftsthemen. Neben einer stetigen Entwicklung der Strukturen verändern sich auch die inhaltlichen Anforderungen an die Integrationspolitik. Die Koordinierungsgruppe Integration unter der Federführung des Amtes für Kultur und Freizeit nimmt seit 2004 kollektiv diese Aufgaben wahr und hat seitdem mehrere Teile des kommunalen Integrationsprogramms erarbeitet, in dem in der Regel nicht mehr nach Rechtsstatus und Nationalität unterschieden wird. Grundlage sind die vom Stadtrat verabschiedeten „Leitlinien der Nürnberger Integrationspolitik“. Das Integrationsprogramm beschäftigte sich zuerst mit der Bildungssituation der jüngeren Generation und betrachtete die Altersspanne von der frühkindlichen Bildung bis zum Übergang in die Berufsausbildung. Neben der Darstellung wesentlicher Indikatoren der Bildungsbeteiligung und des Bildungserfolgs umfasste das Integrationsprogramm Bestandsaufnahmen vorhandener Förder- und Unterstützungsprogramme sowie Vorschläge für die Verbesserung bestehender oder zur Auflage neuer Maßnahmen. Im Folgenden wurden auch die Themen Alter, Gesundheit, interkulturelle Öffnung, Verwaltung, Sport und Kultur bearbeitet. 

Die Nürnberger Stadtverwaltung erstellte zwischen 1982 und 1994 mehrere Berichte über die Lebenssituation der ausländischen Familien und schlug Veränderungen vor, die den Zugang der eingewanderten Familien zu den städtischen Dienstleistungen erleichtern sollten. Um die Jahrtausendwende waren verschiedene städtische Ressorts für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen zuständig, es fehlten gemeinsame Gremien und Zielsetzungen. Das änderte sich im Jahr 2002, als der neu gewählte Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly das Thema Integration zur Chefsache machte und es als Querschnittsaufgabe der Verwaltung definierte. Die ressortübergreifende Koordinierungsgruppe Integration ist ein wichtiges Element im Netzwerk der Integrationsarbeit und -politik. Die Arbeitsgruppe erarbeitete Leitlinien für eine kommunale Integrationspolitik, die sich an die gesamte Nürnberger Bürgerschaft, unabhängig von Staatsbürgerschaft und Herkunft, wandte, und überprüfte die städtischen Angebote daraufhin, ob sie auch von allen eingewanderten Bürger/-innen in Anspruch genommen werden können. 

Das Nürnberger Bildungsmanagement besteht aus drei Kernelementen: dem Bildungsbeirat, der Bildungskonferenz und dem Bildungsbüro. Der Bildungsbeirat, der die Stadt bei der Diskussion aktueller Bildungsfragen begleitet, versammelt und vernetzt Bildungsexpertinnen und -experten der für die Stadtgesellschaft wichtigsten Bildungsinstitutionen und -akteure. Jährlich finden die öffentlichen Bildungskonferenzen mit dem Ziel statt, auf Grundlage der aktuellen Bildungsberichterstattung einen offenen bürgerschaftlichen Diskurs über die Situation, die Strategien und Maßnahmen anzuregen. Das Bildungsbüro ist in diesen Organisationsstrukturen die koordinierende und impulsgebende Einheit, die auch die Bildungsberichterstattung durchführt. Alle zwei Jahre erscheint der Gesamtbericht, zudem der Berufsbildungsbericht und verschiedene Teilberichte. Dazu kommen Berichte zur interkulturellen Öffnung im Bildungsbereich, die die Bildungssituation von Zugewanderten gesondert beleuchten. Die Abstimmung erfolgt zu jedem Bericht nicht nur im Bildungsbeirat, sondern auch mit anderen Akteuren vor Ort. Die Stabsstelle „Bildung und Integration“, welche zugleich Leitung des Bildungsbüros und Mitglied der Koordinierungsgruppe Integration ist, hat die Aufgabe, die unterschiedlichen Sichtweisen zusammenzuführen. 

Das Steuerungsmodell hat sich für die Stadt Nürnberg bewährt. Die im Programm „Lernen vor Ort“ eingerichteten Elemente des kommunalen Bildungsmanagements verstetigte die Stadt auf Vorschlag des Oberbürgermeisters mit einstimmigem Ratsbeschluss in 2014. Unter den Perspektiven „Integration“ und „Bildung“ beraten auch die stadtpolitischen Entscheidungsgremien, insbesondere die Stadtkommission für Integration, der Jugendhilfe- und der Schulausschuss und bei Bedarf weitere Ausschüsse sowie das Plenum des Stadtrates. Auch die städtische Integrationskonferenz wird vom Bildungsbüro bei der Behandlung von Bildungsthemen unterstützt. Die vielen Schnitt- und Berührungspunkte der Politikfelder Integration und Bildung können mit der für beide Seiten geltenden Querschnittslogik über die bestehenden Netzwerkstrukturen bearbeitet werden – auch eine enge Verzahnung mit allen Politikfeldern von der Kultur- und Sozialpolitik über die Wirtschafts- und Stadtentwicklungspolitik zur Menschenrechts- und Antidiskrimierungspolitik wird dadurch gewährleistet. Durch ein langfristig angelegtes Bildungsmonitoring werden handlungs- und steuerungsrelevante Informationen für Politik, Verwaltung, pädagogische Fachkräfte sowie die Öffentlichkeit erhoben.

Um Bildung ressort- und institutionsübergreifend im Lebenslauf zu betrachten und zu bearbeiten, mussten im Gegensatz zu den sukzessive entstandenen Strukturen in der Integrationspolitik für das Querschnittsthema Bildung neue Gremien ins Leben gerufen und ihre Zusammenarbeit organisiert werden. Der Stadtrat hat mit der Einrichtung des Bildungsrates die Voraussetzung für ein kommunales Bildungsmanagement geschaffen, das Politik, Verwaltung, Bildungsakteure sowie alle Bürger/-innen einbezieht. Damit einher gehen allerdings hohe Anforderungen an alle Beteiligten in Hinblick auf die Kooperation, Absprachen und Arbeitsabläufe.