Newsletter Transferkompakt Juli 2015
Thema: Was ist eigentlich Transfer?

Transfer - was ist das eigentlich? Der Begriff begegnet uns in vielerlei Zusammenhängen. Sei es auf der Autobahn in großen Lettern auf LKW oder im Sportteil der Zeitung, wenn ein Fußballer den Verein wechselt. Immer bedeutet Transfer, etwas aus einem Kontext in einen anderen zu übertragen und damit eine Situation zu verbessern. Der Kunde bekommt die Waren, der Verein gewinnt mehr Spiele. Was hat Transfer nun mit dem Kommunalen Bildungsmanagement zu tun?

Transfer im Kommunalen Bildungsmanagement beschreibt ein methodisches Vorgehen, bei dem "erprobte Problemlösungen, die in einem spezifischen institutionellen und personellen Kontext einer Kommune entwickelt wurden, auf Problemlagen in ähnlich strukturierten Bereichen" (Universität St. Gallen, Universität Paderborn 2013) einer anderen Kommune übertragen werden. Dabei werden die Lösungen nicht 1:1 implementiert, vielmehr werden sie in ihren Elementen analysiert, um eine individuelle Anpassung vorzunehmen. Die Idee, die dahinter steckt, ist, von positiven Beispielen zu lernen, um die vorhandenen Strukturen, Prozessabläufe oder Steuerungsmöglichkeiten zu optimieren (vgl. Peter Dehnbostel, 17-30).

Welchen Mehrwert hat Transfer im kommunalen Bildungsmanagement?

Eine Kommune, die sich für einen Transferprozess öffnet, beschreitet den Weg einer ressourcenschonenden Verbesserung ihrer Ausgangslage. Sie hat als transfernehmende Kommune die Möglichkeit, von den Erfahrungen anderer zu profitieren, was sich risikomindernd auswirkt und den Erfolg einer Maßnahme erhöht. Die Schaffung der notwendigen Voraussetzungen für einen Transferprozess, in dem die Ausgangslage in der Kommune analysiert wird, bringt zudem einen Erkenntnisgewinn in Bezug auf die vorhandenen Strukturen und Ziele. Dieses Wissen kann Impulse für die weitere Ausrichtung des kommunalen Bildungsmanagements geben und Handlungsbedarfe verdeutlichen.

Die transfergebende Kommune, also jene, die ihr erprobtes gutes Beispiel anderen Kommunen zur Verfügung stellt, erfährt einen Mehrwert durch die kritische Reflektion ihrer Strukturlösungen und Modelle. Ergebnisse der eigenen und fremden Betrachtung kann sie in die Überprüfung und Optimierung ihrer Lösung einbeziehen. Ein Transfer kann damit auch bei der gebenden Kommune einen wichtigen Beitrag zum Verbesserungsmanagement leisten.

Gleichermaßen für transfernehmende und -gebende Kommune erschließt sich die Möglichkeit, sich miteinander zu vernetzen. Bei der Weiterentwicklung der Lösungen und aufkommenden Fragen oder Problemen haben die verantwortlichen Akteure vielfältige Austauschmöglichkeiten mit anderen Experten.

Eckpunkte des kommunalen Transfers

Der kommunale Transfer setzt voraus, dass sowohl die transfernehmende als auch die transfergebende Kommune bereit ist, einen Veränderungsprozess zu beginnen und sich auf den kommunalen Austausch einzulassen.

Bevor ein Transfer oder ein Transferprozess stattfinden kann, werden die Bedingungen des kommunalen Bildungsmanagements der transfernehmenden Kommune analysiert. Dies wird in der Regel durch eine Untersuchung des Ist-Stands eruiert. Im Analysefokus stehen dabei der Umgang und die Organisation mit dem Thema Bildung sowie die allgemeinen kommunalen Praktiken. Die Ergebnisse dienen als Standortbestimmung und zeigen Bedarfe und Ansatzpunkte für Optimierungsmöglichkeiten des Bildungsmanagements auf. Im Transferprozess werden Lösungen oder auch Ansätze zur Entwicklung einzelner Komponenten eines kommunalen Bildungsmanagements von der Transferagentur ermittelt, die nach einer Abstimmungsphase mit den kommunalen Vertretern und Vertreterinnen in einem Transferplan festgehalten werden. Dabei kann es sich sowohl um Strukturmodelle als auch um Angebote bzw. Instrumente handeln, die in einer Kommune bereits erprobt wurden.

Die Transferagenturen können bereits auf einen gewissen Pool von identifizierten Transfergegenständen zurückgreifen, die im Rahmen des Projekts "Lernen vor Ort" als gute Praxisbeispiele bewertet wurden. Diese Sammlung ist Teil einer Datenbank, die nun durch die neun Transferagenturen laufend ergänzt und erweitert wird. Die darin enthaltenen Ansätze und Erfahrungen sollen für alle niedersächsischen Kommunen verfügbar gemacht werden. Aufgabe der Transferagentur ist es, die Ansätze, die in einem spezifischen kommunalen Kontext entwickelt wurden, an die Bedarfe und Strukturen (bspw. personelle und organisationalen Bedingungen) der transferinteressierten Kommune anzupassen.

TRANSFERprozess: Ein Modell

Der Transferprozess beginnt mit dem Auffinden eines guten Beispiels in einer Kommune, die bereit ist, sich mit anderen Kommunen über ihr Vorgehen austauschen zu wollen. Die Transferagentur beschreibt das Beispiel (Modelle, Projekte, etc.) in ihrem Entstehungskontext. Dabei werden verschiedene Fragen berücksichtigt und analysiert. Unter anderem wird der relative Vorteil für bestimmte Strukturen oder Problemlagen herausgearbeitet, die durch das beschriebene Beispiel optimiert werden. In einem weiteren Analyseschritt wird das Beispiel vom Ausgangskontext distanziert betrachtet, indem eine Übersetzung auf eine höhere Abstraktionsebene erfolgt. Durch diesen Schritt kann der Transfergegenstand neu bewertet und in den Pool der Transfergegenstände aufgenommen werden. Der somit aufbereitete Transfergegenstand kann an die Bedingungen einer transfernehmenden Kommune übertragen und auf die individuelle Situation im Transferkontext (Ressourcen zur Realisierung (Struktur des Transferkontexts), in der Praxis bewährt und von der Transferagentur positiv bewertet, leicht verfügbar, umsetzbar und erkennbarer Nutzen (Inhalt des Transfergegenstands)) angepasst werden.

Zur Bestimmung der abstrakten Bedingungen zur Implementierung von Transfergegenständen wird eine Ist-Stand-Analyse - bestehend aus einer Dokumentenanalyse und aus leitfadenbasierten Interviews - in der transfernehmenden Kommune durchgeführt. Die Transferagentur kann auf der Basis der gesammelten Transfergegenstände geeignete Lösungsansätze identifizieren und eine anschlussfähige Auswahl treffen. Die Anpassung und Individualisierung der Transferlösung wird durch ein partizipatives Vorgehen und in Abstimmung mit den Vertretern des Landkreises entwickelt. Der Transferplan, in dem die individualisierten Transferlösungen festgehalten werden, beschreibt den Implementierungsvorgang.