Newsletter Transferkompakt März 2018
Thema: Bildungsmesse didacta und der Weltspieltag.

Auch wenn Digitalisierung der Schwerpunkt der diesjährigen didacta in Hannover war, gab es auf der Bildungsmesse weitere relevante Angebote und Argumentationen, die zum Teil interessante Gegenpole aufmachten zum angestrebten Infrastrukturausbau, der Nutzung von Tablets und PC. So ging es unter anderem um Lernräume außerhalb des Klassenzimmers und die Frage: Was brauchen Kinder und Jugendliche heutzutage, um konzentriert und motiviert zu lernen?

Der emeritierte Professor für Allgemeine Pädagogik Olaf-Axel Burow, der auf der didacta über „Positive Pädagogik" referierte, hob die Bedeutung von neuen Lernsettings hervor. Außerschulische Lernorte wie Museen, Theater, Bauernhöfe oder Unternehmen ermöglichten es den Schülerinnen und Schülern, Unterrichtsstoff über vielfältige Praxiserfahrungen zu begreifen. Unterstützung können Lehrkräfte dabei unter anderem vom Didacta Verband erhalten, der Lernerlebnisse aus den Bereichen Natur, Technik, Gesellschaft, Geschichte, Sport und Kultur anbietet.

Dass ein Ausflug ins Grüne mitunter mehr Wissen vermitteln kann als eine gewöhnliche Unterrichtsstunde, bestätigt auch eine aktuelle Studie der Technischen Universität München (TUM) und der Universität Mainz. Sie konnte zeigen, dass der Unterricht von naturwissenschaftlichen Fächern im Freien das Interesse und die Lernmotivation von Schülerinnen und Schülern erhöht. „Der regelmäßige Unterricht im Freien ist eine geeignete Strategie, um die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu meistern", schlussfolgert Dr. Ulrich Dettweiler, Erstautor der Studie.

Draußen unterrichten - und spielen!

Vom Draußensein und -spielen profitieren Kinder aber schon weit vor dem Schulalter, weil sie ihren natürlichen Bewegungsdrang ausleben, Naturerfahrungen machen und sich dadurch ihren eigenen Sozialraum aneignen können. Dennoch entwickeln sich viele Städte in eine gegenläufige Richtung und vernichten durch zunehmende Verdichtung, marode Spielplätze oder zu viele Autos in Wohngebieten potenzielle Spielflächen für Kinder. Das Bündnis „Recht auf Spiel" des Deutschen Kinderhilfswerks fordert eine kinderfreundlichere Gestaltung des öffentlichen Raums und ruft Kommunen, Vereine, Initiativen und Bildungseinrichtungen dazu auf, sich mit einer „Aufmerksamkeit erregenden Aktion" am Weltspieltag am 28. Mai 2018 zu beteiligen. Anmeldungen und Materialbestellungen sind ab April möglich.

Lernräume in Kommunen: Bildung trifft Bauamt

Um Kindern und Jugendlichen das Spielen und Lernen im Freien zu ermöglichen und so ihre Entwicklung von klein auf zu fördern, ist es Aufgabe der Kommunen, den Lebensraum vor Ort entsprechend zu gestalten – ein Prozess, an dem verschiedenste Akteure beteiligt sind, und der deshalb eine integrierte Fachplanung und interdisziplinäre Vernetzung innerhalb der Verwaltung erfordert. So kann beispielsweise eine Zusammenarbeit von Jugend- und Bauamt hilfreich sein für die Umsetzung kindgerechter Spielplätze. Und die Stadtentwicklungsplanung spielt für die Gestaltung einer vielseitigen und fördernden Bildungslandschaft eine wichtige Rolle.

Ein weiterer Weg hin zu bedarfsgerechten Lernräumen ist die direkte Einbindung der Kinder und Jugendlichen. Inwieweit sie aktuell von niedersächsischen Kommunen beteiligt werden, hat das Zentrum für Organisationsdiagnostik der Kommunalen Hochschule für Verwaltung in Niedersachsen erfragt. Das Ergebnis: Die Ansichten von Kindern und Jugendlichen werden manchmal bis selten in die Beschlüsse einbezogen. Am ehesten werden sie bei der Ideenlieferung und Planungsphase involviert. Knapp über 60 Prozent der Befragten stimmen zu, dass die Partizipation ausgebaut werden muss. Entsprechende Strukturen sind aber in nur knapp einem Drittel der Kommunen vorhanden. Positiv auf das Ausmaß der Beteiligung scheint sich die Einrichtung einer zentralen Stelle auszuwirken. Neben einer personellen und finanziellen Unterstützung wird ein verstärkter Austausch zwischen Kommunen empfohlen.