Newsletter Transferkompakt November 2016
Thema: Planung und Ablauf eigener Datenerhebungen.

Eine eigene Erhebung wird relevant, wenn sich Fragen ergeben, die nicht mit vorhandenem Datenmaterial beantwortet werden können. Diese Lücken bestehen häufig bei sehr spezifischen Fragestellungen, für deren valide Beantwortung eigene Wege gefunden werden müssen. Methodisch stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, die sich in quantitative und qualitative Erhebungsmethoden differenzieren lassen.

Qualitative Erhebungsmethoden umfassen die Beobachtung von Alltagshandeln durch verschiedene Beobachtungsprotokollformen (Video, Beobachtungsprotokoll etc.), Interviews mit Expertinnen und Experten, ausgewählten Personen im Einzelgespräch oder in der Gruppe sowie die quantitative bzw. qualitative Inhaltsanalyse von ausgewählten Texten und Dokumenten. Um eine Vielzahl an Daten zu erfassen und auszuwerten, sind jedoch quantitative Erhebungsmethoden von Bedeutung. Im Vordergrund steht hier die eigene Datenerhebung durch Befragungen. Für eine eigene Datenerhebung bedarf es sowohl zeitlicher, personeller als auch finanzieller Ressourcen. Daher stellt sich die Frage:

Wann lohnt sich eine eigene Erhebung?

Aufwand und Nutzen müssen in einem guten Verhältnis zueinanderstehen. Sie eignen sich, um einen spezifischeren Einblick in vor Ort bestehende Situationen oder Aussagen zu konkreten Problemlagen zu erhalten. In einigen Kommunen werden bereits eigene Erhebungen durchgeführt. Dabei sind zwei verschiedene Vorgehensweisen zu beobachten: eine eigene Datenerhebung und eine an Externe vergebene Datenerhebung, die auch eine Vergabe von Teilen der Erhebung, zum Beispiel die Verarbeitung der Rohdaten, beinhalten kann. Momentan werden in einigen Kommunen eigene Datenerhebungen geplant bzw. durchgeführt.

Ablauf einer eigenen Erhebung

Zu Beginn einer Befragung sollte geklärt sein, warum und mit welchem Ziel eine eigene Erhebung sinnvoll und nützlich ist. Zur eigenen Übersicht empfiehlt es sich, ein Konzept zu entwerfen, in dem Fragen zu den Zielen, der Vorgehensweise, der nachfolgenden Verwertung und der Organisation der Erhebung beantwortet und festgehalten werden. Anschließend wird der Fragebogen unter Berücksichtigung einiger wichtiger Merkmale wie einem klaren Aufbau und einem maßvollen Befragungsumfang erarbeitet. Nach der Durchführung beginnt die Phase der Auswertung, in der die Ergebnisse zunächst ausgewertet und danach diskutiert und interpretiert werden. Zuletzt wird eine zielgruppenadäquate Dokumentation erstellt.

Aktuelle Beispiele aus der Praxis

Die Datenerhebung der Stadt Wolfsburg wird in Zusammenarbeit mit der Faktor Familie GmbH durchgeführt. Die Erhebung - die zweite Familienbefragung - soll umfangreiche Erkenntnisse liefern, wie Familien selbst ihre aktuelle Situation bewerten.

 

Die Familienbefragung richtet sich an alle Haushalte mit Kindern unter 18 Jahren. Familie bedeutet aber für die Stadt Wolfsburg nicht nur das Zusammenleben von Eltern mit Kindern. Für sie zählt die Verantwortung und Fürsorge für alle Familienmitglieder, auch wenn sie nicht im selben Haushalt leben. Daher werden auch Personen im Alter von 40 bis 60 Jahren befragt, weil diese sich häufig um Enkelkinder, erwachsene Kinder, die eigenen Eltern bzw. Schwiegereltern oder weitere Angehörige kümmern. Diese Zielgruppe der sogenannten Sandwich-Generation (mit Kindern U18 im eigenen Haushalt wohnhaft) wird stadtweit als eine Stichprobe untersucht. Aus erhebungstechnischen Gründen sind die Fragebögen in der Regel an die älteste im Haushalt lebende Person adressiert. Die Befragung richtet sich dennoch an die gesamte Familie.

 

Zeitplanung:

Vier Wochen für den Rücklauf der Befragung (Mitte August- Mitte September)

Zusätzlich werden Gruppendiskussionen und Interviews durchgeführt

Geplanter Bericht im Frühjahr

 

Weitere Informationen zur Umfrage unter: www.wolfsburg.de/familienbefragung 

Die Datenerhebung der Stadt Braunschweig wurde im Rahmen der Schulentwicklungsplanung durchgeführt. Ziel der Erhebung ist es, die Bildungsangebote der Stadt durch Eltern und Erziehungsberechtigte als Expertinnen und Experten für die Bildung ihrer Kinder bewerten zu lassen. Die Ergebnisse sollen in der Beratung des Schulentwicklungsplans für die allgemein bildenden Schulen berücksichtigt werden. Im Mittelpunkt der Befragung steht die Phase des Übergangs von der Grundschule auf die weiterführende Schule. Somit wurden über 4.000 Eltern und Erziehungsberechtigten aller Kinder befragt, die in der Stadt Braunschweig eine dritte, vierte oder eine Sprachlernklasse in einer Grundschule oder einer Förderschule besuchen.

 

Zeitplanung:

Zwei Wochen für den Rücklauf der Befragung (Oktober)

Erste Ergebnisse am Jahresende

Checkliste für eine gelungene Durchführung

Wir haben für Sie die wichtigsten Schritte bei der Planung und Umsetzung einer Erhebung zusammengefasst. Entscheidend für eine gelungene Vorbereitung ist die Festlegung von Zielen. Außerdem erfahren Sie, was Sie bei der Organisation der Erhebung, beim Aufbau des Fragebogens und bei der Datenverarbeitung beachten sollten, und finden einen Link zu verschiedenen Online-Umfragetools.

> Download Checkliste