Newsletter Transferkompakt Sepember 2020

Thema: Lebenslagen in Sozialräumen auf einen Blick - Erfassung durch Indizes.

Die Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung des Landes Nordrhein-Westfalen hat eine neue Arbeitshilfe für Kommunen und Träger veröffentlicht. Sowohl für Einsteiger/-innen wie auch Fortgeschrittene empfehlenswert! So werden zum einen verschiedene Varianten der Indexbildung eingängig erklärt, zum anderen durch zwei Praxisbeispiele weiterführende Anregungen und Impulse geliefert. Additive Indizes mit standardisierten Werten bieten sich als Mittel zur Steuerungsunterstützung an.

Partizipationsindex am Beispiel der Stadt Gelsenkirchen

Seit einigen Jahren hat die Stadt Gelsenkirchen einen Partizipationsindex eingeführt, welcher als Instrument für die strategische Steuerung und als Frühwarnsystem in Hinblick auf die Teilhabechancen von Kindern fungiert. Der mehrdimensionale Partizipationsindex setzt sich aus fünf Teilindizes (wirtschaftliche Lage, Integrationsbedarf, Gesundheitsbedingungen, Bildungsbeteiligung und Umweltbedingungen/Wohnen) zusammen, welche insgesamt 16 Einzelindikatoren umfassen und für alle 18 Stadtteile berechnet und publiziert werden. Zur besseren Veranschaulichung werden die Teilindizes für die einzelnen Stadtteile anschließend in Form von Spinnennetz-Grafiken dargestellt. Dies ermöglicht einen Vergleich der anhand einer roten Linie dargestellten Indexwerte der jeweiligen Stadtteile mit dem städtischen Durchschnitt (dargestellt an einer blauen, gestrichelten Linie). Negative wie auch positive Differenzen zum gesamtstädtischen Mittel können so für alle fünf Teilindizes schnell erfasst und die Aufmerksamkeit auf für den jeweiligen Stadtteil besonders relevante Themen gelenkt werden (siehe Abbildung 1).

Identifikation von städtischen Gebieten mit besonderem Aufmerksamkeitsbedarf

Der Ansatz der Stadt Berlin beruht dagegen auf der Berechnung eines Indexes für 447 kleinräumige Einheiten – den sogenannten „Lebensweltlich Orientierten Räumen“ (LOR) – im Rahmen des Monitorings Soziale Stadtentwicklung. Dies dient der Identifikation von städtischen Gebieten mit besonderen Aufmerksamkeitsbedarfen. Anders als der Gelsenkirchener Index fußt der Berliner Index zwar nur auf vier Variablen (Arbeitslosigkeit, Langzeitarbeitslosigkeit, Transferbezug durch SGB II und XII, Kinderarmut in Form des SGB II-Bezugs der unter 15-Jähren), wird jedoch durch 17 weitere Einzelindikatoren verschiedenster Fachplanungen ergänzt und nimmt sowohl die gegenwärtige Ist-Situation (als „Status-Index“) wie auch retrospektiv Veränderungen der jeweils zurückliegenden zwei Jahre (als „Dynamik-Index“) auf. Durch diesen zweidimensionalen Index ist es in besonderer Weise möglich, Entwicklungstrends in den einzelnen LORs nachzuzeichnen und in weitere Planungen miteinzubeziehen (vgl. Abb. 2).

Erfassung von Lebenslagen in Sozialräumen

Mit welchen geeigneten Indizes Lebenslagen in Sozialräumen wie am besten erfasst werden können, ist ein sehr wichtiger Aspekt, auf welche sich in der Arbeitshilfe bereits viele Antworten finden lassen. Eine solche Analyse von Lebenslagen in Sozialräumen bedarf einer koordinierten internen Kooperation der verschiedenen Fachplaner/-innen und Monitorer/-innen. Dabei können neben Sozialdaten insbesondere auch Daten aus dem Bildungsmonitoring einbezogen werden, wie das Gelsenkirchener Beispiel sehr eindrücklich deutlich macht. Aufbauend auf den so erfassten Lebenslagen in Sozialräumen kann anschließend dann im Zusammenspiel mit der strategischen Ebene geklärt werden, inwieweit die gewonnenen Erkenntnisse steuerungsrelevant sind und in welcher Form Maßnahmen und Handlungsempfehlungen abgeleitet werden können.

Was integrierte Planung genau bedeutet, wie sie im Rahmen eines datenbasierten kommunalen Bildungsmanagements (DKBM) sinnvoll gestaltet werden kann und welche Zukunftsperspektiven sie bietet, möchten wir mit Ihnen diskutieren auf unserem  Fachtag „Integrierte Planung“ am 11.11.  diskutieren und weiter vertiefen.

Autorin: Dr. Sibylle Sexson, Transferagentur Niedersachsen