Newsletter Transferkompakt Juli 2019
Thema: Pacemaker Initiative - kommunale digitale Schulentwicklung.
Die Welt hat sich in den vergangenen Jahrzehnten rapide verändert. Technologien wurden entwickelt, die unsere Logistik, Interaktionen und wie wir lernen revolutionieren. Dementsprechend unterliegt auch unsere Arbeitswelt einem kontinuierlichen Wandel. Ein gut funktionierendes Bildungssystem bereitet Kinder und Jugendliche auf diese Welt vor. Doch die Bildungsinstitutionen, in denen junge Menschen lernen, die lokalen Institutionen, in denen sie sich bewegen, und die Unternehmen, für die sie später arbeiten werden, haben großen Aufholbedarf (Bertelsmann Stiftung 2016). Wie sieht also der Bildungserfolg der Zukunft aus und was können Institutionen in ihrem konkreten Umfeld tun, um den Megatrend Digitalisierung souverän für sich zu nutzen? In unserem Gastbeitrag wird am Beispiel des Bildungs- und Digitalisierungsprojektes Pacemaker Initiative und ihrer Kooperationen in Düsseldorf gezeigt, wie Digitalisierung, als Querschnittsthema begriffen, proaktiv erfolgreich gestaltet werden kann.
Gründung der Pacemaker Initiative
Deutschland ist schon heute ein Land, in dem Bildungserfolg statistisch maßgeblich von der Vorbildung der Eltern bestimmt wird (Bertelsmann Stiftung, Institut für Schulentwicklungsforschung Dortmund, Institut für Erziehungswissenschaft Jena [Hrsg.] 2017). Es ist wahrscheinlich, dass sich diese Bildungsungleichheit um den Faktor Digitalisierung potenziert. Denn während die meisten Kinder und Jugendlichen heute ganz selbstverständlich mit dem Internet und verschiedenen Geräten aufwachsen, sind ein Drittel aller deutschen Jugendlichen laut der ICILS-Studie von 2013 digital inkompetent, das heißt, sie verfügen „lediglich über rudimentäre Fertigkeiten bzw. basale Wissensbestände im kompetenten Umgang mit neuen Technologien und digitalen Informationen.“ (ICILS 2013, S. 95) Diese Erkenntnis gab der langjährig erfolgreichen Bildungsorganisation EDUCATION Y, gemeinsam mit Teach First Deutschland, 2018 den Anstoß zur Gründung der Pacemaker Initiative als systemische Unterstützung für digitale Schul-Transformation.
Die Social Profit Organisation EDUCATION Y fördert bundesweit die Kompetenzbildung von Kindern und Jugendlichen in den Handlungsfeldern Familie, Schule und Digitales. Hier geht es nicht allein um kognitive, sondern vor allem auch um emotionale, soziale und digitale Fähigkeiten. Um systemisch zu wirken, setzen die Angebote und Programme dabei auf Multiplikatorinnen und Multiplikatoren – also auf jene Erwachsene, die Heranwachsende in den bildungsbiografisch relevanten Institutionen wie Familie und Schule begleiten. Die Vision ist, dass alle Kinder und Jugendliche, unabhängig von ihrer Herkunft, die Möglichkeit der sozialen Mobilität haben und ein Leben in Selbstbestimmung und aktiver Teilhabe in einer digitalisierten Gesellschaft führen.
Die Pacemaker Initiative fördert dementsprechend Kompetenzen wie Kommunikation, Kreativität und kritisches Urteilsvermögen durch einen zeitgemäßen, kollaborativen Unterricht mit digitalen Unterrichtskonzepten. Das Konzept passt sich dabei den Vorkenntnissen der Schulbeteiligten wie auch der technischen Ausstattung der jeweiligen Schule an. Aufgrund ihres pädagogischen Fachwissens verfügt die Pacemaker Initiative über genug Expertise, um das Thema über die Schulleitungen an den Schulen zu platzieren. Erstmalig umgesetzt wurden die vier Pacemaker-Module zu Schulentwicklung, Lehrkräfte-Fortbildung, Ausbildung der Schülerschaft und zum digitalen wie persönlichen Austausch 2018 während einer erfolgreichen Pilotphase an fünf Düsseldorfer Schulen. Wichtig war und ist dafür die Zusammenarbeit mit den kommunalen Behörden wie dem Schulverwaltungsamt und dem Schulamt, um Zugang zu den Schulen zu erhalten und sich inhaltlich abzustimmen.
Die Pacemaker Initiative als kommunales Erfolgsprodukt
Digitalisierung als Schulentwicklungsthema zu verstehen, ist für die Anschlussfähigkeit der Schulausbildung, also ob die Abschlüsse hinreichend auf Arbeitsmarkt und das Leben als eigenständiger Erwachsener vorbereiten, unabdingbar. In einer sich rasant ändernden Welt müssen Arbeitnehmende künftig nicht nur digital kompetent sein, sie brauchen auch Fähigkeiten wie Kreativität, Flexibilität, Resilienz und kritisches Denkvermögen. „Die Schüler von heute – das sind unsere Fachkräfte von morgen – benötigen digitale Souveränität. Wir werden uns anstrengen müssen, um die Herausforderungen der Digitalisierung bewältigen zu können. Ich sehe viele Chancen, insbesondere für junge Menschen“ so Dr. Udo Brockmeier, Vizepräsident der IHK Düsseldorf. Aus diesem Grund war der Industrie- und Handelskammer sehr an der Gründung der Pacemaker Initiative gelegen. Als Hauptförderin des Programms in Düsseldorf unterstützte sie für drei Jahre jeweils fünf Schulen und akquirierte zusätzliche Förderer wie den Flughafen Düsseldorf, die Stadtsparkasse Düsseldorf, die Telekom GmbH und die Stadtwerke Düsseldorf. So können in Düsseldorf die digitale Ausbildung und Beratung von insgesamt 15 Schulen zugesichert werden.

Bild: Pacemaker Initiative
Die Bezirksregierung Düsseldorf ermöglicht derweil den Zugang zu Schulen und Schulleitungen; das Schulverwaltungsamt unterstützt mit Infrastruktur wie Computern und Tablets an den Schulen. Auch die Stadt Düsseldorf und das Schulamt setzen durch ihr Engagement wichtige Impulse zum Gelingen der Arbeit an den Schulen. Für Kommunen ist Digitalisierung im Bildungsbereich ein Schnittstellenthema, das die Zusammenarbeit aller wichtigen kommunalen Bildungsorganisationen erfordert. Wie andere gesellschaftliche Megatrends ist auch schulische Digitalisierung besser durch ein kooperatives Arbeiten aller drei Sektoren zu bewältigen. Die Kooperationen der Pacemaker Initiative in Düsseldorf zeigen, wie privatwirtschaftliche, staatliche und zivile Institutionen auf kommunaler Ebene gemeinsam eine starke Grundlage für nachhaltige und wirksame Digitalisierung von Schulen schaffen können.
Ein gemeinsames Netzwerk
Im Pilotjahrgang der Pacemaker Initiative 2018 in Düsseldorf wurde deutlich, dass es ein Netzwerk von Schulen und kommunalen Einrichtungen braucht, um die Nachhaltigkeit der digitalen Schul-Transformation zu gewährleisten. So entstand die Idee für ein regionales Netzwerk von weiterführenden Schulen in Düsseldorf. Ausgezeichnet als eine von acht regionalen Initiativen im Rahmen des vom Stifterverband der deutschen Wissenschaft sowie der Körper Stiftung ausgelobten bundesweiten Wettbewerbs „digital Skillls“ wird das Netzwerk zum Schuljahr 2019/20 aufgebaut. Bis zu zwölf Düsseldorfer Schulen, die Digitalisierung als Schulentwicklungsaufgabe verstehen und sich bereits konzeptionell und praktisch auf den Weg begeben haben, werden somit weiter begleitet und unterstützt.
Um diese komplexe Aufgabe angemessen zu bewältigen, konnte die Pacemaker Initiative zwei Partner aus dem Hochschulbereich gewinnen: Das LearningLab der Universität Duisburg-Essen ist erfahren in der Arbeit mit Schulnetzwerken und kann diese evaluieren. Expertise in der Lehrkräfte-Ausbildung und eine digitale Plattform für den Austausch steuert digiLL bei, der Universitätsverbund für digitales Lehren und Lernen in der Lehrer- und Lehrerinnenausbildung. Unterstützt werden diese drei Initiatoren des Netzwerkes auch hier von der Stadt Düsseldorf, dem Schulamt Düsseldorf und dem Schulverwaltungsamt Düsseldorf. Zusätzlich stehen sowohl das LVR-Zentrum für Medien und Bildung als auch die IHK Düsseldorf als ideelle Partner zur Seite. Dadurch können Räumlichkeiten für Netzwerk-Treffen und weitere Angebote für Schulen gezielt genutzt werden. Auch eine unterstützende Öffentlichkeitsarbeit sowie der Anschluss an regionale Unternehmen soll dazu dienen, dass das Netzwerk sich langfristig etablieren und wachsen kann. So steuert jeder Kooperationspartner einen Teil zum Gelingen der digitalen Transformation bei, ohne dabei auf sich alleine gestellt zu sein. Denn damit die Integration digitaler Medien in den Schulalltag gelingt, damit Schulen und Unternehmen sich digitalisieren und junge Menschen kompetent mit den Aufgaben von morgen umgehen können, muss Digitalisierung als Querschnittsaufgabe verstanden werden, die alle anderen schulischen und kommunalen Aufgaben durchdringt.
Digitalisierung als kommunale Querschnittsaufgabe
Aus Sicht der Pacemaker Initiative reicht es nicht, den Schulen Technik und Fortbildungsmaßnahmen zur Verfügung zu stellen. Es bedarf vielmehr kooperativer Schulentwicklungsprozesse, um den Aufgaben gerecht werden zu können, vor die uns der digitale Wandel stellt. Um den Anschluss von Schülerinnen und Schüler an eine sich wandelnde (Arbeits-)Welt zu gewährleisten, stehen kommunale Akteure wie Unternehmen und Bildungseinrichtungen in der Verantwortung. Die Kooperationen der Pacemaker Initiative in Düsseldorf zeigen, wie digitale Transformation gelingen kann, wenn sie als kommunale Querschnittsaufgabe verstanden wird.
Autorin:
Anne Sommer, Referentin
für Presse und Social Media
Education Y
