Newsletter TRANSFERkompakt März 2018

Interview: Ein Tag im Arbeitsleben von ... „KoKo“ Brigitte Strecker.

In diesem Newsletter starten wir unser neues Format „Ein Tag im Arbeitsleben von ...“ – eine kleine Serie über unterschiedliche Tätigkeitsbereiche im datenbasierten kommunalen Bildungsmanagement (DKBM). Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Bildungsmanagement, Bildungsmonitoring und der kommunalen Koordinierung der Bildungsangebote für Neuzugewanderte berichten aus ihrer persönlichen Perspektive von ihren vielfältigen Aufgaben und den Menschen, denen sie dabei begegnen. Den Anfang macht Brigitte Strecker, KoKo aus dem Landkreis Hameln-Pyrmont.

> Teil 2: Was macht eigentlich ein/-e Bildungsmanager/-in?
> Teil 3: Was macht eigentlich ein/-e Bildungsmonitorer/-in?

Frau Strecker, was zeichnet für Sie ein funktionierendes DKBM aus? An welchem Schwerpunkt arbeitet Ihre Kommune gerade, um das DKBM weiterzuentwickeln?
Wichtig ist die saubere Verzahnung von belastbarem Zahlenmaterial und der zielgerichteten Auswertung dieser Zahlen, also eine strategisch ausgerichtete Zusammenarbeit von Bildungsmonitoring und Bildungsmanagement. Nur wenn verlässliches Zahlenmaterial vorhanden ist, ist es möglich, Angebote passend zu Bedarfen zu entwickeln und vorzuhalten, Strukturlücken zu identifizieren und neue Strukturbildung anzuregen, sowie die relevanten Akteure in Entscheidungs- und Leitungsebenen qualitativ und sinnvoll dahingehend zu beraten und zu überzeugen. Weiterhin muss diese Grundvoraussetzung durch ausreichende personelle Ausstattung und die sinnvolle Verortung dieser Aufgaben innerhalb der Verwaltungsstruktur gegeben sein. Nur wenn Bildung innerhalb einer Verwaltung als Querschnittsaufgabe definiert ist, kann ein solches Vorhaben gelingen. Und auch nur dann, wenn die strategische Leitungsspitze hinter den Gedanken von Bildungsregion und datenbasiertem Bildungsmanagement steht und dies nach unten in alle Säulen der Verwaltung kommuniziert und unterstützt. Genau daran arbeiten wir hier gerade. Bei uns im Landkreis soll das Bildungsmanagement durch einen Neuantrag zu dem Programm „Bildung integriert“ erweitert werden und für ein zukünftiges Bildungsmonitoring den Weg ebnen. In diesem Prozess der Erweiterung des Bildungsbüros und der datenbasiert sinnvollen Ausrichtung der Inhalte wird der Landkreis von der Transferagentur beratend und argumentativ hervorragend unterstützt.

Was hilft Ihnen am meisten dabei, Ihre Tätigkeit auszuüben?
In der Arbeit innerhalb der Verwaltung sind gute Kontakte zu Kolleginnen und Kollegen sehr hilfreich, sodass man auch mal auf kurzen Wegen Daten, Zahlen und Fakten austauschen kann oder sich aus anderen Fachbereichen Hilfe, Rat und Unterstützung einholen kann, ohne jedes Mal den offiziellen Dienstweg gehen zu müssen. Auch eine positive Haltung und ein klares Benennen dieses Themas als Priorität aus der Leitungsspitze sind vorteilhaft. Dadurch ist es möglich, das Themenfeld zur Querschnittsaufgabe zu machen und unabhängig von hierarchischen Strukturen in die Zusammenarbeit und den Austausch zu gehen. In der Arbeit in den externen Bereich sind bestehende Vernetzungsstrukturen hilfreich. Diese kann man nutzen, um darauf aufzubauen und sich auf schon bestehende Zusammenarbeit zu berufen. Eine vorhandene „Bildungslandschaft“ als Basis macht das Umsetzen der spezifischen Aufgabe der Bildungskoordination von Neuzugewanderten viel einfacher. Sowohl intern als auch extern ist es sehr hilfreich, auf Daten, die in anderen Fachbereichen bereits vorliegen, zurückgreifen zu können. Hier sind die Kolleginnen und Kollegen eine große Schatztruhe voll „Anregung, Hilfestellung, Wissen und Ideen“. Dies gilt nicht nur innerhalb der Verwaltung, sondern besonders für die Vernetzung mit den anderen KoKos durch die Transferagentur.

Worin besteht Ihr persönlicher Antrieb für den Job?

Was mich an dieser Stelle besonders reizt, ist die Vielfalt der Aufgabe und die breite Streuung in den Tätigkeiten. Die Kontaktaufnahme zu diversen Netzwerken, Organisationen und Institutionen bedeutet, immer neuen Menschen zu begegnen und immer neue Bedingungen vorzufinden. Es ist eine schöne Herausforderung, immer wieder neu schauen zu müssen, wie man die verschiedenen Gegebenheiten nutzen kann, um gewinnbringende Veränderungen oder Neuerungen durchzusetzen, von denen dann später alle profitieren. Außerdem erlaubt bzw. verlangt dieser Job ein gewisses Maß an Kreativität und Querdenkertum, das entspricht mir einfach. Auch die Konzeptschreibung und Moderationseinsätze sind etwas, was mir sehr liegt und was ich gern in diesem Arbeitsfeld einsetze. Vieles an dem Job fällt aus den üblichen Verwaltungsstrukturen heraus und macht ein deutlich freieres und selbstbestimmteres Arbeiten möglich, als es sonst an vielen Stellen der Verwaltung denkbar wäre.

Zur Person

Name: Brigitte Strecker
Funktion: Kommunale Koordinatorin der Bildungsangebote für Neuzugewanderte (September 2016 – März 2019)
Kommune: Landkreis Hameln-Pyrmont
Ansiedlung: Bildungsbüro im Amt für Bildung und Inklusion

> Website der Bildungsregion Hameln-Pyrmont

 

Ein typischer Tagesablauf:

7:00 Uhr

  • E-Mails checken und beantworten, darunter sind einige spannende Anfragen bzw. anregende Informationen aus der Runde meiner KoKo-Kolleginnen und -Kollegen aus ganz Niedersachsen

8:00 Uhr

  • Vorbereitung eines Infopaketes für den ersten Außentermin
  • Anfrage der Kreisrätin zu Bedarfslage und bereits abgerufenen Kursen der niedersächsischen Landessprachkurse
  • Gespräch mit dem Schulamtsleiter der Stadt Hameln. Hier ist ein Problem im Ablauf der Zusteuerung von Sek I-Schülerinnen und -Schülern ohne deutsche Sprachkenntnisse in die Hamelner Schulen aufgetaucht. Die Stadt Hameln als Schulträger fragt mich als Beraterin in dieser Sache an.

10:00 Uhr

  • Treffen mit Vertreterinnen und Vertretern von allen lokalen Bildungsträgern, dem JobCenter, der Agentur für Arbeit und der Landkreisverwaltung, um über die gelingende Aufteilung und Zusteuerung der Teilnehmenden für die DeuFöV (DeutschförderVerordnung) Kurse zu sprechen. Wir verhandeln gemeinsame Ablaufregelungen, gleichen Bedarfszahlen mit Angeboten ab und entwickeln ein System für die zukünftige Netzwerkarbeit in dieser Runde.

12:00 Uhr

  • Wöchentlicher Regeltermin mit den Sprachkoordinatorinnen, die für die Zusteuerung der Teilnehmenden in die Integrationskurse verantwortlich sind. Wir besprechen Zahlen und Problemlagen, justieren die Abläufe ein wenig und arbeiten an dem Konzept für eine durchgängige Spracherwerbskette im Erwachsenenalter weiter.

13:00 Uhr

  • Catering für die geplante Bildungskonferenz abstimmen und ein Hotelzimmer für die Referentin organisieren
  • Dem Landrat die zusammengestellte Teilnehmenden-Liste zusenden und eine Antwort für die Kreisrätin schreiben
  • Abstimmung der Texte für Neuanträge beim DLR mit meinen drei Kolleginnen, Einholen der Zustimmung unseres Vorgesetzten dazu

14:30 Uhr

  • Treffen mit der Gleichstellungsbeauftragten der Agentur für Arbeit, um mit ihr Erläuterungstexte für Ablaufstufen und Maßnahmen im Themenfeld „Integration in Arbeit“ und Spracherwerbsangebote abzustimmen

15:30 Uhr

  • Einarbeitung der mit der Gleichstellungsbeauftragten erarbeiteten Texte in die große Übersicht zum Bildungseinstieg für Neuzugewanderte. Auf meinem Computer liegen bereits um die 15 Übersichten, in denen in genauen Schritten und mit Erläuterungen die Zugangsmöglichkeiten und -angebote für Neuzugewanderte in Bildung dargestellt werden. Diese Übersichten sollen bald auf der Internetseite der Bildungsregion veröffentlicht werden.