Newsletter TRANSFERkompakt September 2021
Thema: Wissensmanagementprozesse im DKBM etablieren und verankern.
Wer hat welches Wissen über die unterschiedlichen Prozesse innerhalb des datenbasierten kommunalen Bildungsmanagements (DKBM) in der Kommune? Welche Daten und welches Wissen wird wie weitergegeben? Dies sind nur einige von vielen wichtigen Fragen, die sich im DKBM stellen, um Wissen gezielt zu verarbeiten. Begegnet werden kann dieser Aufgabe mit einem organisierten Wissensmanagement. Nach einer Einordnung unterschiedlicher Wissensarten werden einige Methoden zur praxisnahen Umsetzung vorgestellt.
Mit dem Begriff Wissensmanagement werden zunächst alle Prozesse in Verbindung gebracht, die dazu beitragen, Wissen zu erwerben, zu entwickeln, weiterzugeben und abzuspeichern. Ziel ist es, das jeweils relevante Wissen zur Lösung einer Herausforderung zur Verfügung zu stellen (vgl. www.haufe.de). Außerdem dient ein systematisches Wissensmanagement dazu, vorhandenes Wissen zu identifizieren und produktiv zu nutzen sowie neues Wissen zu generieren und externe Wissensbestände gezielt zu transferieren (vgl. www.qib.f-bb.de). Da jede Kommune über individuelle Wissensquellen und Wissensbestände verfügt und sich den damit verbundenen Herausforderungen in ihrer Alltagspraxis stellen muss, benötigt sie entsprechend auch eigene passgenaue Lösungswege und Strategien im Bereich des Wissensmanagements.
Wissen ist nicht gleich Wissen
Kommunale Wissensbestände zeigen sich in unterschiedlicher Ausgestaltung. Es können nach Bumiller et al. (2015, S. 17) sechs Arten von Wissen unterschieden werden.
- Orientierungswissen als Wissen über Ziele, Strategien und Werte einer Verwaltungsorganisation (bspw. Ziele des DKBM sind klar vereinbart und kommuniziert; Sie haben Kenntnis über die Zielsetzungen und Arbeitsweisen Ihres Fachbereiches / des Bildungsbüros o.ä.)
- Fachspezifisches Wissen als Wissen aus der schulischen, beruflichen oder wissenschaftlichen Grundausbildung (bspw. Wissen zu Erhebungsverfahren, Wissen zu bildungsrelevanten Themen; Wissen zu Gesetzen und Verordnungen)
- Verwaltungswissen als Wissen über rechtliche und verwaltungspraktische Abläufe (bspw. Wissen zu Organisationsaufbau, Abläufen zur Akquise von Fördergeldern und zur Beanspruchung von Fördertöpfen)
- Erfahrungswissen als Wissen aus der Praxis oder aus Projekterfahrungen (bspw. Wissen zu den Abläufen in Einrichtungen und Institutionen der Bereiche Bildung, Betreuung und Erziehung)
- Umfeldwissen als Wissen über regionale und lokale Gegebenheiten (bspw. Wissen zu Träger- und Netzwerkstrukturen, Vereine in der Kommune, Projekte und Initiativen und deren Ansprechpartner-/innen)
- Methodenwissen als Wissen über Kommunikationsregeln, aber auch Wissen zu Methoden des DKBM (Monitoringmethoden, etc.)
Wissensmanagement-Modelle
Um Wissensmanagement für die kommunale Praxis abbilden und (be-)greifbar machen zu können, ist es hilfreich unterschiedliche Modelle einzubeziehen und abzugleichen. Ein Modell gilt in diesem Kontext als ein „vereinfachtes Abbild der Realität und kann daher komplexe Sachverhalte (Was ist Wissensmanagement?) deutlich machen. Es kann Orientierung bieten, [...] dabei helfen, sich auf Wesentliches zu konzentrieren, z. B. in der Entwicklung eines [Wissensmanagement]-Konzepts [...] und es kann dabei helfen, Wissensmanagement an andere Themen in der Organisation anzubinden, z. B. Prozessmanagement, Qualitätsmanagement [etc.]“ (wissensmanagement.open-academy.com). Dabei gibt es im Wissensmanagement viele Modelle, die versuchen die komplexen Vorgänge des Wissensmanagements darzustellen (vgl. Reinmann 2009, S. 59). Beispielhaft sei hier auf die „Wissensspirale“ nach Nonaka und Takeuchi (2012), die „Wissenstreppe“ nach North (2002) oder die „Bausteine des Wissensmanagements“ nach Probst et al. (2012) verwiesen.
Phasenmodell mit beispielhaften Methoden
In Anlehnung an das sogenannte Bausteinmodell nach Probst et al. (2012) und unter Hinzunahme der Einordnungen der Open Academy Wissensmanagement kann auch von unterschiedlichen Phasen gesprochen werden. Zur Erläuterung eines beispielhaften Wissensmanagementprozesses werden die so entwickelten fünf Phasen nun kurz dargelegt und dann mit ausgewählten Methoden hinterlegt.
Phase 1 – Ziele im Wissensmanagement formulieren
Alle Vorgehensweisen innerhalb der kommunalen Verwaltung bzw. einer Institution sollten mit konkreten Wissenszielen verknüpft werden. Eine konkrete Zielsetzung des Managens von Wissens kann als erste Phase im Wissensmanagementprozess dazu dienen, sich dem Nutzen und Zweck der Implementierung eines solchen Prozesses bewusst zu werden.
Methode: Wissensbilanz
Phase 2 – Wissen identifizieren
Wichtig ist es zu klären, wo welches Wissen in der kommunalen Verwaltung bzw. der Institution abgelegt wurde oder generell wer welches Wissen besitzt. Für diese Wissensidentifikation spielt zum einen das schriftlich dokumentierte Wissen eine Rolle, aber auch die Wissensbestände, die die Mitarbeitenden aus ihrer Profession und ihren Interessengebieten heraus haben. Die Offenlegung trägt zur Transparenz bei und schafft eine gemeinsame Wissensbasis.
Methode: Wissenslandkarte
Phase 3 – Wissen erlangen und entwickeln
Das Erlangen von Wissen umfasst alle Vorgehensweisen, die Wissen in die kommunale Verwaltung bzw. die Institution importieren. Diese Wissensbestände sollten dann stets (weiter-)entwickelt und ausgebaut werden. So entstehen neue Prozesse und Abläufe vor Ort und es kommt zu einer Umformung bestehenden Wissens beziehungsweise zu einer Ausformung neuen Wissens.
Methode: Wissenswerkstatt
Phase 4 – Wissen weitergeben
Die Weitergabe von Wissen gehört zu den sehr bewusst wahrgenommenen Prozessen innerhalb eines strukturierten Wissensmanagements. Zur Systematisierung dieser Weitergabe gibt es eine Vielzahl an Methoden. Die Methoden können dabei helfen zu klären, wie bestimmtes Wissen an bestimmte Personen übermittelt wird und wie persönliche Wissensbestände zu kommunalen werden können.
Methode: Mikroschulung
Phase 5 – Wissen dokumentieren und speichern
Die Dokumentation sowie die Abspeicherung und Ablage von Wissensbeständen ist eine bedeutende Phase in einem systematischen Wissensmanagementprozess. Diese Phase dient vor allem der Sicherung des Wissens in der kommunalen Verwaltung bzw. der Instituition und soll somit das jeweilige Wissen „intelligent“ bewahren.
Methode: Mikroartikel
Die unterschiedlichen Phasen eines so konzipierten Wissensmanagementprozesses können dabei parallel ablaufen und helfen bei der kontinuierlichen Entwicklung und dem stetigen Ausbau einer kommunalen Wissenskultur. Gutes und strukturiertes Wissensmanagement führt zu Qualitätssicherung und zur Klarheit über die Erfolge im DKBM. Durch das gezielte, strukturierte und organisierte managen von Wissen können Zusammenhänge unterschiedlicher Bildungsthemen und Netzwerkstrukturen deutlicher hervortreten.
Autor: Niklas Gausmann, Transfermanagement, Transferagentur Niedersachsen