Newsletter TRANSFERkompakt März 2022

Thema: Digitale Bildungsportale – Impulse für „Bildungskommunen“.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat ein neues Förderprogramm zur Unterstützung von Landkreisen und kreisfreien Städten beim Auf- und Ausbau von kommunalen Bildungslandschaften veröffentlicht. Neben der Leitbild- und Strategieentwicklung, der kontinuierlichen Bildungsberichterstattung und der Vertiefung von Schwerpunktthemen wird in der Förderrichtlinie „Bildungskommunen“ die analog-digitale Vernetzung der Bildungsakteurinnen/-akteure gefordert (vgl. Förderrichtlinie). Modul zwei umfasst hierbei die Entwicklung eines Leitbildes einer analog-digitalen Bildungslandschaft inklusive einer Umsetzungsstrategie. In diesem Zusammenhang sollen insbesondere digitale kommunale Bildungsportale (weiter)entwickelt werden. Was genau aber wird von einem solchen Bildungsportal erwartet? Wie könnte das Ergebnis am Ende aussehen? Und welche Schritte gilt es beim Aufbau eines digitalen Bildungsportals zu beachten?

Der Beitrag arbeitet die zentralen Anforderungen an ein digitales kommunales Bildungsportal heraus und gibt mit Beispielen aus der kommunalen Praxis sowie einer „Wie praktisch“-Checkliste Anregungen und Unterstützung bei der Entwicklung eigener Lösungen.

Ableitung eines Anforderungsprofils

Eines der zentralen Instrumente zur Erreichung der Förderziele des neuen Förderprogrammes „Bildungskommunen“ ist „ein webbasiertes kommunales Bildungsportal, das allen Bildungsinteressierten eine kostenfreie, transparente Übersicht über regionale Bildungsakteure sowie über deren Bildungsangebote und Zugangsvoraussetzungen ermöglicht und sukzessive zu einem digitalen Lernort weiterentwickelt werden sollte.“ – so steht es auf Seite 1 der Förderrichtlinie „Bildungskommunen“. Des Weiteren heißt es:

„Es leistet als organisatorische Schnittstelle einen Beitrag zum selbstgesteuerten analog-digitalen Lernen. An bestehende Ansätze sollte angeknüpft werden, beispielsweise ist eine Einbindung in die Internetseite der Kommune wünschenswert. Die über Modul 1 etablierten Koordinierungsstrukturen des DKBM (z.B. Steuerungsgremien oder Kooperationsbeziehungen) sollen für Konzeption und Pflege des Portals genutzt werden. Bestehende Angebote der (Weiter-)Bildungsberatung sind einzubeziehen und mit digitalen Angeboten sinnvoll ergänzend zu verknüpfen. Neben formalen Bildungsangeboten sind auch non-formale zu berücksichtigen.“

In den FAQ zum Förderprogramm wird als Grundanforderung mindestens „eine[r] webbasierte[n] Zusammenstellung/Auflistung zentraler kommunaler Bildungsinstitutionen/-einrichtungen aus allen Bildungsbereichen und der gesamten Spanne des lebensbegleitenden Lernens“ benannt. Darüber hinaus heißt es aber auch, sollen Bildungsanbieter „untereinander Kontakt aufnehmen und Kooperationsmöglichkeiten zur Gestaltung eines bildungsbereichsübergreifenden Bildungsangebotes finden“ können. Damit wird neben den Bürgerinnen und Bürgern eine zweite Zielgruppe adressiert: die Bildungsakteurinnen und -akteure.

Für die Bildungsportale zukünftiger „Bildungskommunen“ können zwei Erwartungen formuliert werden:

  1. Transparenter, gebündelter und zielgruppenorientierter Zugang der Bildungsinteressierten zu regionalen Bildungsakteurinnen/-akteuren und deren Bildungsangeboten
  2. Möglichkeiten des Diskurses und der Abstimmung für die analog-digitale Vernetzung von Bildungsanbietern und -angeboten

Anregungen aus Praxisbeispielen

Deutschlandweit haben sich bereits mehrere Kommunen – zumeist im Rahmen von „Lernen vor Ort“ oder „Bildung integriert“ – auf den Weg gemacht, den Bildungsinteressierten die vielen Bildungsangebote der Region durch ein Bildungsportal näher zu bringen und somit den Zugang zu den Bildungsanbietern zu erleichtern. Im Folgenden werden insbesondere Beispiele aus Niedersachsen aufgezeigt, an mancher Stelle blicken wir aber auch über die Landesgrenzen hinaus. Deutlich werden soll die Spannbreite an Möglichkeiten zur Ausgestaltung eines kommunalen Bildungsportals, ohne dabei Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben. Die genannten Beispiele bieten einzelne gute Elemente, die mit Blick auf die Anforderungen der Richtlinie noch ausbaufähig sind. Nicht nur was die äußere Erscheinung der Plattformen angeht, sondern auch im Hinblick auf die Funktionen für die Nutzerinnen und Nutzer unterscheiden sich die entwickelten Portale deutlich voneinander. Die hier aufgemachte Unterteilung orientiert sich an den Leistungen bzw. an dem Umfang der Leistungen für die beiden Zielgruppen: einerseits für Bildungsinteressierte, andererseits für Bildungsakteurinnen und -akteure. Eng damit verknüpft sind wiederum die jeweiligen Entwicklungskosten sowie der Zeitaufwand zur Pflege der Bildungsportale.  

Umfangreiche Kursdatenbanken

In Niedersachsen hervorzuheben ist der Bildungslotse des Landkreises Stade, der gebündelt alle Angebote der Bildungslandschaft zusammenführt. Bildungsinteressierte erhalten nach eigenen Suchkriterien oder nach Handlungsfeldern eine Übersicht über Bildungs(beratungs)angebote und -anbieter mitsamt Details und Verlinkung für alle Bereiche des Lebenslangen Lernens. Darüber hinaus werden Informationen zu Unterstützungsleistungen gegeben und ein Veranstaltungskalender informiert über zentrale Termine rund um das Thema Bildung. Die Bildungsakteurinnen und -akteure erhalten selbst Zugang zum Portal und können ihre Angebote platzieren. Dennoch bedarf der Bildungslotse entsprechend des großen Umfangs Zeit und Pflege, um die Daten stets aktuell zu halten. Weitere Informationen, auch zur Entstehungsgeschichte, finden Sie in unserem Vierseiter „Aus der Praxis“. Ansprechperson im Bildungsbüro des Landkreises Stade ist Frau Heydorn.

Vergleichbare Beispiele mit einer sehr umfangreichen Kursdatenbank und einer großen, aber dennoch transparent aufbereiteten Anzahl von Informationen, Tipps, Tests oder auch freien Online-Lernangeboten sind u.a. der Bildungskompass Kreis Lippe sowie das Bildungsportal A³ der Stadt Augsburg und der Landkreise Augsburg und Aichach-Friedberg. Der Bildungskompass Kreis Lippe integriert Bildungsberatung, aber auch das Thema der Weiterbildung. Neben den genannten umfangreichen Kursdatenbanken berücksichtigt das Bildungsportal A³  im besonderen Maße auch die Bildungsberatung. In Niedersachsen gibt es ebenfalls noch ein weiteres Beispiel zu finden, welches unter dem Stichwort „Familie“ Informationen bis hin zu den Details einzelner Kurse liefert: den Familienwegweiser des Landkreises Gifhorn.

Transparente Bildungslandschaft

Ein weiteres wichtiges Kriterium ist die Transparenz der Bildungslandschaft. Auch dahingehend gibt es einige Plattformen, die bereits mit einem geringeren Zeit- und Kostenaufwand verschiedenen Zielgruppen den Zugang zu regionalen Bildungsakteurinnen/-akteuren und deren Bildungsangeboten erleichtern, indem zentrale Bildungsanbieter, Lernorte und Anlaufstellen für Beratung und Unterstützung transparent dargestellt werden. Das folgende Beispiel erfüllt noch nicht alle erforderlichen Kriterien der Förderung, sehr wohl gibt es aber Anregung für eine mögliche Darstellungsform einer Bildungslandschaft als ein Element eines Portals: Der Bildungspfad Integration des Landkreises Goslar, der erst im letzten Jahr entwickelt wurde, stellt auf einer Karte alle Akteurinnen und Akteure mit entsprechenden Bildungsangeboten für (Neu)Zugewanderte dar. Die Karte ist dabei interaktiv durch die Nutzer:innen zu bedienen. Ansprechperson für den Bildungspfad Integration ist die Bildungskoordinatorin für Neuzugewanderte, Frau Kaiser.

Digitaler Diskurs der Bildungsakteurinnen und -akteure

Der Blick auf die kommunalen Bildungsportale zeigt, dass es vielfältige Gestaltungformen und hinterlegte Funktionen sowohl für Bildungsinteressierte als auch für Bildungsakteurinnen und -akteure gibt. Für letzteres soll an dieser Stelle noch ein Beispiel aus Nordrhein-Westfalen aufgezeigt werden: das Bildungsportal Kreis Mettmann. Neben der Zusammenstellung von Bildungsangeboten für interessierte Bürgerinnen und Bürger gibt es einen gesonderten internen Bereich für Bildungsakteurinnen/-akteure. Mithilfe eines Forums, der Bereitstellung von Videokonferenz- und Umfrage-Tools zur eigenständigen Nutzung sowie einem Share Point wird den Bildungsanbietern viel Raum für Vernetzung, den Austausch untereinander und die Entwicklung bereichsübergreifender Bildungsangebote geboten. Ansprechperson in der Kommunalen Koordinierungsstelle des Kreises Mettmann ist Frau Zink.

Wenn auch nicht in dem gleichen Umfang wie das des Kreises Mettmann, leistet auch das Bildungsportal des Landkreises Hameln-Pyrmont einen Beitrag für den digitalen Diskurs der Bildungsanbieter. Die Homepage der Bildungsregion Hameln-Pyrmont bietet den Akteurinnen und Akteuren der Bildungslandschaft durch die interaktive Präsentation von Informationen und Diskussionsergebnissen über padlet Möglichkeiten des Austausches an. Ergänzend wird an zentraler Stelle ein Kalender für die regionalen (analogen und digitalen) Vernetzungstreffen platziert. Ansprechperson im Bildungsbüro des Landkreises Hameln-Pyrmont ist Frau Arnemann-Walinski.