Newsletter TRANSFERkompakt Dezember 2022

Thema: Analog-digital vernetzte Bildungslandschaften.

Mit dem ESF Plus-Programm „Bildungskommunen“ unterstützt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Landkreise und kreisfreie Städte bei der Weiterentwicklung ihres datenbasierten Bildungsmanagements. Im Vordergrund der Förderrichtlinie stehen der Aufbau und die Etablierung analog-digital vernetzter Bildungslandschaften. Im folgenden Beitrag und einem ergänzenden „Wie praktisch“ geben wir einen Überblick über die im Förderprogramm benannten Umsetzungsschritte und zeigen konkrete Handlungsvorschläge zur praktischen Übertragung in die eigene Kommune auf.

Mit dem Begriff der Bildungslandschaften wird dem Umstand Rechnung getragen, dass Bildung nicht alleine im Kontext von Schulen erfolgt. Bildung im Sinne der aktiven Auseinandersetzung mit der Umwelt findet vielmehr an vielen weiteren (außerschulischen) Orten statt: In der Familie, in der Freizeit, in Institutionen, wie Museen und Bibliotheken, in der Auseinandersetzung mit (Massen-)Medien oder auch in der Jugendarbeit. Der Begriff der Bildungslandschaften sensibilisiert dafür, Bildung nicht nur in der Schule zu verorten, sondern den Blick auf die vielfältigen Bildungsorte und -gelegenheiten der non-formalen und informellen Bildung auszuweiten, an denen ebenfalls ein (im weiteren Sinne) Bildungsauftrag erfüllt wird. Der Begriff der Vernetzung macht dabei deutlich, dass alle Akteur:innen, die sich in der Bildungslandschaft bewegen, nicht nebeneinander, sondern miteinander, eben vernetzt, zusammenarbeiten sollen, um in der gemeinsamen Kooperation die (kommunale) Bildungslandschaft vor Ort zu stärken. In digital-analog vernetzten Bildungslandschaften werden analoge und digitale Bildungsangebote gewinnbringend miteinander verzahnt und die Mehrwerte, Chancen und Potentiale nutzer:innenorientierter Digitalisierung von Bildung und Qualifizierung hervorgehoben (vgl. Digital-Gipfel 2021, S. 5).

Die Corona-Pandemie hat nachdrücklich gezeigt, dass digitale und ortsunabhängige Lern- und Bildungsangebote wichtig sind, um das Lebenslange Lernen aktiv zu unterstützen. In der digitalen Transformation des Bildungsbereiches steckt das Potential, den Zugang zu Bildungsangeboten nicht nur zu verbessern, sondern auch zu mehr Bildungsgerechtigkeit beizutragen (vgl. Digital-Gipfel 2021, S. 5). Dabei werden analoge Formen des Lernens und der Zusammenarbeit in analog-digital vernetzen Bildungslandschaften nicht vollends ersetzt. Vielmehr geht es darum, eine Bildungslandschaft zu entwickeln, die gezielt die Vorteile sowohl digitaler als auch analoger Bildungs- und Lernformate nutzt und diese effektiv verzahnt (vgl. Becker 2022, S. 13; Borner o.J.). Wesentlich für das Gelingen digitaler Teilhabe ist, dass diese in Abstimmung mit den analogen Bedingungen erfolgt. Neue digitale Formen des Lernens und der Vermittlung von Bildung können nur dann erfolgreich etabliert werden, wenn die dafür passenden infrastrukturellen Ausstattungen (WLAN-Verbindung, (ergänzende) technische Geräte im analogen Lernraum etc.) vorliegen (vgl. Keuchel 2020; Gerhards 2022).

Orientierungspunkte beim Aufbau einer analog-digital vernetzten Bildungslandschaft

Ein datenbasiertes kommunales Bildungsmanagement (DKBM) besitzt dabei das Potential, die Bedarfe zur Förderung digitaler Kompetenz und zur Gestaltung einer vernetzten Bildungslandschaft zu analysieren und eine passgenaue digitale Gesamtstrategie zu entwickeln. Ausgewählte Maßnahmen und Investitionen in die digitale Infrastruktur und in digitale Bildungsangebote können so punktgenau geplant werden. Dabei unterstützt das BMBF mit dem Förderprogramm „Bildungskommunen“ die Kommunen beim Aufbau und der Etablierung einer umfassenden analog-digitalen Vernetzung in kommunalen Bildungslandschaften (vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung. Förderrichtlinie „Bildungskommunen“). In diesem Zusammenhang sollen insbesondere digitale kommunale Bildungsportale (weiter-)entwickelt werden. (vgl. Wie Praktisch: Digitale kommunale Bildungsportale). Mit einem digitalen Bildungsportal „bieten sich neue Chancen für die Transparenz, Zugänglichkeit und Reichweite der Bildungsangebote in der Kommune. Das Bildungsportal ist ein Weg, die analog-digital vernetze Bildungslandschaft sichtbar zu machen und zu gestalten“ (TRANSFERkompakt 03/2022).

Für den Aufbau einer analog-digital vernetzten Bildungslandschaft schlägt die Förderrichtlinie „Bildungskommunen“ drei Umsetzungsschritte vor. Diesen drei Umsetzungsschritten werden im Folgenden praktische Handlungsvorschläge gegenübergestellt, die konkrete Möglichkeiten der Übertragung in die Praxis der eigenen kommunalen Arbeit aufzeigen.

Umsetzungsschritte und Handlungsvorschläge zur praktischen Übertragung in die eigene Kommune

1. Ganzheitliches Leitbild erarbeiten
Erstens gilt es, ein ganzheitliches Leitbild für die analog-digitale vernetzte Weiterentwicklung des Bildungsbereiches zu erarbeiten. Im Leitbild werden alle Partner:innen benannt, die an der Umsetzung beteiligt sind. Der Prozess der Leitbildentwicklung soll partizipativ angelegt sein und interessierte Bürger:innen sowie angehörige Städte und Kommunen frühzeitig und kooperativ einbinden.

  • Bestandsaufnahme: Welche analogen und digitalen Bildungsangebote gibt es in der Kommune und wer bietet sie an? Gibt es Vorgaben, die existieren (politische Beschlüsse, Strategiepapiere etc.)?
  • Durchführung einer Stakeholderanalyse, um die zentralen Akteur:innen, die in den Leitbildentwicklungsprozess eingebunden werden sollen, herauszustellen (vgl. Wie Praktisch: Stakeholderanalyse)
  • Gemeinsames Verständnis einer analog-digital vernetzten Bildungslandschaft entwickeln (auf Teamebene, auf Gremiumsebene etc.), auf der das Leitbild aufbaut

2. Strategie entwickeln
Zweitens wird eine Strategie zur Umsetzung einer analog-digital vernetzen Bildungslandschaft entwickelt. Dabei gilt es, die Umsetzungsstrategie so zu gestalten, dass diese über den Förderzeitraum spezifizierbar und operationalisierbar ist. Die Strategie soll nicht nur aufzeigen, wie die Umsetzung für alle Lebensphasen gestaltet werden kann, sondern auch Perspektiven für eine Weiterentwicklung und Verstetigung nach Ende der Förderdauern bereithalten.

  • Durchführung einer SWOT-Analyse, um zu eruieren, welche strategischen Ziele und Handlungsfelder im Rahmen der eigenen kommunalen Bildungslandschaft überhaupt gewinnbringend umgesetzt werden können (mit Blick auf die vorhandenen Akteur:innen, Ressourcen, infrastrukturelle Voraussetzungen, (Bildungs-)Angebote, Vernetzungsmöglichkeiten etc.) (vgl. Wie Praktisch: Leitbildentwicklung)
  • Priorisierung der Handlungsfelder und Bildung von thematischen Schwerpunkten

3. Digitales kommunales Bildungsportal etablieren
Drittens soll schließlich ein digitales kommunales Bildungsportal in der Kommune etabliert und nachhaltig verstetigt werden. Dieses ermöglicht transparent, gebündelt und zielgruppenorientiert allen bildungsinteressierten Bürger:innen den Zugang zu regionalen Bildungsakteur:innen und deren Bildungsangeboten zu ermöglichen.

  • Leitbild und Strategie eines Bildungsportals entwickeln, dass anknüpfbar an das Leitbild der Bildungslandschaft ist
  • Technische Konzeption und Umsetzung des Bildungsportals planen
  • Ausschreibung, Vergabe und Programmierung des Portals strukturieren
  • Öffentlichkeitsarbeit, Pflege und Qualitätsentwicklung des Portals ausarbeiten (vgl. Wie Praktisch: Digitale kommunale Bildungsportale)

In unserem „Wie praktisch – Analog-digital vernetzte Bildungslandschaften“ haben wir die wichtigsten Faktoren für den Aufbau und die Etablierung nochmals für Sie zusammengefasst und insbesondere die im Förderprogramm benannten Umsetzungsschritte den konkreten Handlungsvorschlägen gegenübergestellt, um Ihnen eine Hilfestellung für die kommunale Praxis zu bieten. Gerne unterstützen wir Sie darüber hinaus auch persönlich bei der Erarbeitung eines Leitbildes und der Entwicklung einer für Ihre Kommune passenden Strategie.

Autor: Tobias Wittchen, Transfermanagement, Transferagentur Niedersachsen